Nach der Revolution in Kuba wurden Graffities zur Politpropaganda. Che Guevara, internationales Revolutionsidol, avancierte auf den Mauern Havannas zum Leitmotiv schlechthin. „Hasta la victoria siempre“, die wohl der meist zitierte Spruch Che Guevaras an den Hauswändden. Der Sieg der Revolution gelang. Für die Kubaner einen ausreichenden Lebensstandard zu entwickeln ist immer noch Vision.
Inzwischen wird der morbide Charme verblichener Graffities zum Symbol eines politischen Auslaufmodells. Statt revolutionäre Veränderung signalisiert sein Konterfei über mancher Imbissbude für die Einheimischen sozialistischen Stillstand. Mit den kubanischen Pesos können sich die Kubaner nur wenig leisten. Der kubanische Peso hat nur ein Viertel der Kaufkraft des CUCs, dem Zahlungsmittel der Touristen. Die Jungen wollen mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten, sich ein besseres Leben zu verdienen. Das geht bislang fast nur über den Tourismus.
Die Kubaner lieben ihr Land, ihr Viertel und hin- und hergerissen zwischen Patriotismus und amerikanischen Way of Life entstanden originelle Motive im Spannungsfeld von Heimatliebe und Idolen der westlichen Medien- und Comicwelt, Heimatliebe und Systemkritik, am besten dann wenn die kubanische sichtbar wird.
Die Hauswände Havannas waren immer Projektionsfläche künstlerischen Ausdrucks. In der Callejon de Hamel in Havana Vedado wurde fast jedes Haus bemalt. Inzwischen ist die Bohemien-Straße ein Geheimtipp für Touristen. Die Künstler und Bewohner freuen sich über Besuche, laden in ihre Ateliers ein und hoffen ihre Kunst in kleinen Formaten verkaufen zu können.
Am Prado werben die Künstler der Produzentengalerie mit Graffities für ihre Galerie und geben Kostproben ihrer künstlerischen Handschriften auf den Säulenarkaden. Zwischen den Welten von einst und heute, verbindet dieser Indio den Wandel von einfachster Lebensweise in die koloniale Tabakmanufakturen bis zum internationalen Tourismus.