©Michaela Schabel
Vor 300 Jahren verheiratete August der Starke seinen einzigen Sohn Friedrich August mit der Kaisertochter Maria Josepha von Österreich, um durch das Machtbündnis Sachsen-Österreich ein Gegengewicht zum immer stärker werdenden Preußen zu bilden und vielleicht die Kaiserkrone nach Sachsen zu holen.
Gäste aus ganz Europa reisten an und erlebten Glanz und Glorie des Dresdner Hofes, dessen festlicher Prunk alle anderen europäischen Höfe in den Schatten stellte.
Im 300-jährigen Jubiläumsjahr flammt barocke Lebenslust und Gigantonomie erneut auf. Dresden feiert mit seinen Gästen seit Mai einen Sommer lang „1719 reloaded“ und präsentiert sich einmal mehr als historisches Juwel über moderne Technik.
Digitale Vergangenheit live erlebt
Drei Großprojekte lassen die einstige Prunkhochzeit digital miterleben.„TimeRide Dresden“ präsentiert sich rein optisch schlicht, umso spannender wirkt die angebotene Zeitreise direkt zur Jahrhunderthochzeit. Man steigt in eine der sechs Kutschen, setzt Kopfhörer und Brille auf und wird wie einst ein höfischer Gast von der Wilsdruffer Vorstadt bis zum Zwinger kutschiert. Aus dem Fenster erlebt man die höfischen Feierlichkeiten. Man taucht ein in das bunte Treiben der Kavaliere und höfischen Damen, der Gaukler, Akrobaten und Musiker, beleuchtet von einer gigantischen Kerzenkulisse, überstrahlt von einem Feuerwerk.
Unter dem Motto „Filmkuppel Zwinger Xperience“ erlebt man mitten im Innenhof des Zwingers in einem eigens angefertigten Filmpavillon von 29. Juni bis Sommer 2020 “ über eine audiovisuelle 270-Grad-Projektion das Reiterballett der vier Elemente, das Teil der Hochzeitsfeier 1719 war.
©Michaela Schabel
Das ist sozusagen der Aperitif auf das neue Angebot vom Schlösserland „Dresden Xperience“, eine audiovisuelle Animationen zu zwei überaus bedeutsam architektonischen Ereignissen. Festung Xperience“ gibt ab Herbst 2019 Einblick in die wechselvolle 450-jährige Geschichte der Dresdner Befestigungsanlage. Auf 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden Alltagsleben, Katastrophen und sächsischer Erfindergeist nachempfunden. Ab 2020 zeigt zehn Minuten Fußweg entfernt „Zwinger Xperience“ in einer Dauerausstellung in der Bogengalerie des Zwingers dessen Baugeschichte und das barocke Leben jener Zeit.
Geheiratet wurde in Wien, gefeiert in Dresden.
©Michaela Schabel
Aber wie versorgt man 1000 Hochzeitsgäste 40 Tage lang so, dass jeder Gast zufrieden ist? Verärgerungen hätten politische Konsequenzen, sogar Kriege nach sich ziehen können. Die Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden „Von Prunkgondeln, Prachtkutschen und Pferdeäpfeln – Unterwegs zur Jahrhunderthochzeit 1719“ recherchiert die logistischen Herausforderungen, vor allem hinsichtlich der Versorgung mit Essen.
Anlässlich des Jubiläums werden nach zehn Jahren Restaurationsarbeiten die rekonstruierten Paraderäume des Dresdner Residenzschlosses eröffnet.
©Michaela Schabel
August der Starke ließ sie eigens für die Hochzeit seines Sohnes erbauen. Zu sehen sind erstmals die originale golddurchwirkte Garderobe August des Starken. Kostbarkeiten, um die selbst das Schloss Versailles Dresden beneidet.
Hochzeit im Schloss oder Megaparty?
Welches Paar darf im Jubiläumsjahr als Prinzessin und Prinz im Ballsaal des Dresdner Residenzschlosses heiraten? Bis bis 30. Juni können sich heiratswillige Paare melden. Als besonderer Marketing-Gag wird ein Paar ausgewählt, das sich am 8. Oktober zur offiziellen Eröffnung des restaurierten Ballsaals standesamtlich im glamourösen Marmorsaal das Ja-Wort geben darf, inklusive einer 40-köpfigen Hochzeitsgesellschaft, einer Kutschfahrt durch die Stadt und einer Übernachtung im Taschenbergpalais.
Bei der Megaparty der 11. Schlössernacht am 13. Juli können alle mit oder ohne barocken Gewändern mitfeiern, wenn sich für eine Nacht die Parkanlagen der drei Elbschlösser Lingnerschloss, Schloss Albrechtsberg und Schloss Eckberg und die Sommerwirtschaft Saloppe, eine der beliebtesten Eventbühnen, in eine Kulturlandschaft voller Überraschungen verwandeln. Mit „Lustgondeln anno 1719“ wird am 25. August die historische Wasserparade nachempfunden, die vor 300 Jahren für das Hochzeitspaar inszeniert wurde. Zwischen Pirna und Dresden erlebt man Nachbauten von historischen Prachtgondeln, moderne Wasserfahrzeuge und jede Menge Festlichkeiten. Die Venusnacht am 6. September wird „Eine delikate Lustbarkeit“ als Fest und Kleinkunstmeile rund um den Palaisteich im schönsten Garten Dresdens. Die „Paradegemächer August des Starken betreten wie in 1719“ kann man nach ihrer Eröffnung im September.
Michaela Schabel