©Michaela Schabel
Nach Garmisch-Partenkirchen nach Klais die Mautstraße hinauf, dort wo niemand mehr zu sein scheint, fühlt man sich plötzlich auf einer Verebnung über 1400 Meter wie nach Schottland versetzt. Die natursteingemauerte Gebäudeanlage mit zwei Torhäusern vor dem „Englischen Schloss“ erinnert mit seinen typischen Treppengiebeln an die Country Houses in England. Ein Museum? Mitnichten. Hinter den historischen Mauern erwartet den Besucher eine moderne, klar konzipierte Hotelanlage, deren Anbauten so raffiniert in die Landschaft integriert sind, dass sie zunächst gar nicht ins Auge fallen.
Der Panoramablick auf die Bayerischen Alpen vom Wörner (2150 m) über den Karwendelkopf (2365 m) bis zur Alpspitze (2628 m), dahinter die Zugspitze (2962) ist atemberaubend. Im Mai noch mit glitzernden Schneefeldern in den Karen bedeckt, in tieferen Lagen der herrliche Laubmischwald und blühende Blumenwiesen ergibt sich eine beflügelnde Symbiose von winterlicher Klarheit und frühlingshafter Leichtigkeit. Egal zu welcher Jahreszeit, das Kranzbach verzaubert durch seine architektonische Transparenz, wodurch die Grenzen von Außen und Innen verschwinden.
©Michaela Schabel
Diesen Zauber entdeckt und wieder belebt zu haben ist das Verdienst von Dr. Jakob Edinger. Vom Hotel Elmau abgewiesen, weil er einen Hund dabei hatte, logierte er 2004 im alten, ziemlich desolaten Schlosshotel Kranzbach. Noch im selben Jahr kaufte er das Anwesen. Es sollte ein Luxushotel für Menschen werden, die Erholung und Stille, den Rückzug vom Alltagslärm suchen und die Kräfte der Natur zu schätzen wissen.
„Das Kranzbach“ wurde zum Leuchtturmprojekt für Luxus durch Reduktion. Der Weg dahin gestaltete sich äußerst schwierig. Nach langem Hin und Her und vielen Bauvorschlägen gelang es Jakob Edinger schließlich die völlig diametralen Forderungen von Denkmal- und Naturschutz zu erfüllen. Er investierte 40 Millionen Euro. Tiefgarage und Anbauten wurden in die Hangkante eingebaut und mit einer Gangway mit dem Badehaus und der Poolanlage auf der tieferen Landschaftsebene verbunden, so dass sie vom höheren Plateau gar nicht wahrgenommen werden.
©Das Kranzbach, Luftaufnahme
Holz und Vollglasfronten, gerade Linearstrukturen bilden die Grundkonzeption der Neubauten. Später kamen noch ganz versteckt im Wald ein Baumhaus und japanisches Meditationshaus hinzu. Die historische Optik vom „Schloss“ und den beiden Torhäusern blieb unangetastet. Der Gast hat die Wahl zwischen sehr modernem Ambiente kombiniert mit historischen Akzenten oder ganz in der Natur im Baumhaus.
©Anneliese Kompatscher
Leitlinie für Innenausstattung wurde der englische Country-House-Stil, der bestens zum Programm der Entspannung und alpinen Tradition passt. Selbst die Toiletten werden zu Wohlfühlräumen mit Clubstühlen. Eine Feuerstelle zaubert Gemütlichkeit bei Regentagen in der Lounge. Nirgends stört unnötige Dekoration die Blickachsen in die Natur. Das Personal wirkt sehr zufrieden, schwärmt von der guten Zusammenarbeit im Haus. Und die Gäste sind zufrieden, weil die Ruhe spürbar wird und man sich tatsächlich als Gast fühlt, dem es gutgehen soll.
Die Qualität des Hauses hat sich inzwischen auch in der Politik herumgesprochen. Schon zweimal wurde das Kranzbach Teil des G7-Gipfels, was neue Renovierungen erfordert, so dass as Kranzbach trotz seines 16-jährigen Bestehens immer noch ganz frisch atmet. Das Haus hat ein Charisma, wie man es selten findet. Die Fontane vor dem Haus ist Symbol, wie stark Energie hier strömt.