Schweiz – das Bergdorf Andermatt wagt einen großen Schritt nach vorn

Andermatt präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Als 2009 „Andermatt Swiss Alps“ 96 Prozent der Bewohner des Ursentals basisdemokratisch zustimmten, das Projekt dann vom Bundesrat genehmigt wurde, kam die große Wende für Andermatt. Noch im selben Jahr legte man den Grundstein für das 5-Sterne-Deluxe Hotel „Chedi“ mitten im Dorf, wo früher das Grand Hotel stand, drei Jahre später, 2012, den Grundstein für das 4-Sterne-Hotel Radisson Blu Andermatt Reussen im geplanten neuen Quartier Andermatt-Reussen der  auf anderen Seite des Bahnhofs. In den nächsten Jahren eröffnete man den 18 Loch , Par 72-Championship Golfplatz. Die Skigebiete Andermatt und Sedun wurden verbunden und über den Oberalppass bis in den Kanton Graubünden erweitert. Inzwischen gibt es 180 Skipisten für alle Niveaus. Unter professionellen Freeridern gilt Andermatt längst als Spitzenklasse in puncto Tiefschneefahren. Inzwischen hat Andermatt 400000 Gäste aus 70 Ländern im Winter zu verbuchen und in der Sommersaison kommen auch immer mehr Gäste.

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Mit der Eröffnung des Radisson Blu Hotel Reussen zusammen mit der Gotthard Residenz für Zweitwohnsitze, der verkehrsfreien Piazza Gottardo und der Konzerthalle nahm das neue Quartier Andermatt Reussen Gestalt an. Insgesamt werden noch fünf hochklassige Hotels, 42 Appartementhäuser mit 500 Wohnungen und 28 Villen gebaut, geplant von 30 international renommierten Architekten. Trotz stolzer 11000 €/qm als Minimum, nach oben gibt es keine Grenzen, werden alle Immobilien extrem schnell verkauft, denn Andermatt ist der einzige Ort in der Schweiz, in dem Wohnungen und Häuser noch ohne spezielle Genehmigung erworben und verkauft werden können. Ebensowenig gilt hier die gesetzliche Beschränkung auf maximal 20 % von Zweitwohnungen pro Ort, um der Überfremdung entgegenzuwirken. Bis jetzt wurden 450 Immobilien im Gesamtwert von über 550 Millionen Schweizer Franken verkauft.

Der Grund war die katastrophale wirtschaftliche Lage nach dem Abzug der Truppen nach der Beendigung des Kalten Krieges. Die Menschen konnten sich ihr tägliches Brot nicht mehr verdienen. Innerhalb kurzer Zeit schrumpfte die Bevölkerung infolge der Abwanderung auf 1000 Einwohner, woraus sich die hohe Akzeptanz für das gigantische Bauprojekt erklärt. „Die Vergangenheit soll gerettet, die Zukunft gesichert sein“. Dabei spielt  die Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die regionalen Unternehmen werden bei der Vergabe von Aufträgen beim Bau und im Vertrieb soweit wie möglich berücksichtigt. Mit natürlichen Ressourcen wird sorgsam umgegangen. Die Bauweise entspricht dem Schweizer ökologisch zertifizierten Minergie-Standard mit reduziertem Energiebedarf. Strom und Wärme werden aus erneuerbaren Quellen rekrutiert, wodurch eine CO2-neutrale Energieversorgung aller Immobilien möglich wird. Das Zentrum von Andermatt Reussen ist autofrei.

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Bei der Planung von Golfplatz und des Ausbaus des Skigebiets wurden Umweltorganisationen miteinbezogen.

Andermatt soll kein „retuschiertes Bergdorf“ werden. Es soll seine Authentizität bewahren. Genau das schätzen Einheimische und Touristen. „Die Berge, die Energie des Dorfs und die Skimöglichkeiten sind unvergleichlich“, so Skirennfahrerin Aline Danioth, die in Andermatt aufgewachsen ist. Die Natur, herb und rau, aber auch herrlich ruhig und schön bietet Abenteuer und Muse zugleich. 

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Schon die Ankunft in Andermatt verblüfft. In einem Dorf erwartet man keinen Terminal mit sieben Trassen, schon gar nicht ein unterirdisches Gangsystem mit roten Böden, als wäre der rote Teppich ausgebreitet…

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…mit künstlerischem Illuminationslogo, das die Bergskyline rund um Andermatt erstrahlen lässt. 

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Ein Ticketautomat nach dem anderen für die Seilbahnen und den Skitourismus zeigt, dass hier eine große Nachfrage auf eine sehr moderne Infrastruktur trifft. Ein großer Supermarkt, dezent unter der Erde, ermöglicht die Eigenversorgung von Touristen und erweitert das Angebot für die Einheimischen. 

Die Kräne am Horizont zeugen davon, dass hier viel passiert. Obwohl schon viel gebaut wurde, ist man längst noch nicht fertig.

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Die langen Winter schränken die Bautätigkeit naturbedingt ein. Neue Thematiken sind inzwischen aufgetaucht. Outdoorsportarten sollen über eine Kletterhalle und ein Hallenbad indoor möglich werden. Der Radsport, in erster Linie Rennradfahrer und Mountainbiker, bekommt durch die Elektroräder eine neue Dimension. Zapfstellen sind schon allerorten zu finden. 

Ganz wichtig ist den Einheimischen und auch den Investoren, dass Andermatt Dorf und Andermatt Reussen nicht in Konkurrenz treten, sondern zusammenwachsen, angesichts des ebenen Geländes durchaus realisierbar.

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Und durch den Sport, es finden bereits etliche Radrennen statt, gewinnt der Ort eine gesunde ökonomische Mischung, die nicht nur Ferrari-Besitzer anzieht. Man darf gespannt sein.