©Komische Oper, Foto: Jaro Suffer
Das Possenspiel thematisiert leere Kassen auf allen Ebenen. Selbst Räuberhauptmann Falsacappa ist pleite mangels lukrativer Coups, die Staaten noch viel mehr. Die Heirat der spanischen Prinzessin von Granada mit dem reichen Fürsten von Mantua soll das spanische Könighaus sanieren, die Chance für Falsacappa seine Tochter Fiorella als Braut unterzuschieben. Ein herrlicher Plan hätte der italienische Schatzmeister Antonio nicht schon die 3 Millionen Brautgeld für die Prinzessin für die eigenen Geliebten ausgegeben. „Reich sein kann heute jeder ohne Ehrgefühl.“
Jacques Offenbach gelingt ein überraschendes Happyend, Regisseur Max Hopp eine witzig charmante Umsetzung in grotesk leuchtenden Szenen mit den SolistInnen in bunt exorbitanten Kostümen auf einem Catwalk rund um den Orchestergraben, dem Chor auf der Bühne und mit spaßigen Anspielungen auf die staatlichen Sparmaßnahmen. Nicht nur das Verbot per Durchsage an die ironisch gegenderten 30 „Banditen und BanditInnen“ des Chores im subventionierten Schillertheater zu betteln wird zur Lachnummer. Immer wieder blitzt der Berliner Kultursparkurs schalkhaft auf. Kaum zu glauben, dass die eineinhalbstündige Inszenierung in nur fünf Probentagen zu schaffen war, wobei die um eine Stunde reduzierte Dialog-Einrichtung von Max Hopp auf der Textbasis von Ernst Dohm (1870) „Die Banditen“ angenehm verschlankt.
Unter der musikalischen Leitung von Adrien Perruchon bekommen „Die Banditen“ einen spritzigen Drive. Während der Ouvertüre lassen Querflöten, Klarinetten und Kastagnetten Poesie und spanisches Kolorit aufleuchten, werden Hörnerechos zu Metaphern von Einst und Heute. Das Orchester immer im Dienst der SängerInnen drängt sich nicht vor und zeigt doch Profil durch flotte Tempi und eine subtile Dynamik zwischen Piani und gassenhauerischen Tutti. Die SängerInnen amüsieren stimmlich und schauspielerisch durch groteske Übertreibungen, am lustigsten in serieller Reihung. In Deutsch gesungen gibt Alexander Kaimbacher Falsacappa einen charmant österreichischen Akzent. Nadja Mchantaf darf als Räubertochter in den Höhen temperamentvoll Gas geben. Mit Tenor Johannes Dunz wird der Bauer Fragoletto egal ob in Hosen oder Kleidern zur Sympathiefigur mit smarter Intonation. Tom Erik Lie erobert das Publikum als völlig überdrehter Antonio.
Nach der gigantischen Inszenierung von Henzes „Das Floß der Medusa“ im Hangar und „Chicago“ als Broadwaymusical made in Berlin zeigen „Die Räuber von Offenbach im Schiller“ wie gekonnt die Komische Oper in allen Formaten großartiges Theater präsentiert. Moniert wird allerdings die Qualität der Übertitelung, die wegen zu kleiner Schrift und mangelnder Kontrastfarbe nur schlecht zu lesen ist.
Künstlerisches Team: Adrien Perruchon „Musikalische Leitung“, May Hopp (Szenische Einrichtung), Katrin Kath-Bösel (Kostüme), Julia Jordà Stoppelhaar (Dramaturgie), David Cavelius (Choreinstudierung), Johannes Scherfling (Licht)
Es singen in den Hauptrollen: Alexander Kaimbacher (Falsacappa), Nadja Mchantaf (Fiorella), Johannes Dunz (Fragoletto, Erik Lie (Antonio)