"Kultur macht glücklich"


Berlin – Festspielwoche  Paul Abrahams Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ in der Komischen Oper

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Berlin – Festspielwoche  Paul Abrahams Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ in der Komischen Oper

©Iko Freese

Schon die Hotelszene amüsiert durch bunte Projektionsflächen mit erotischen Schattenspielduschszenen, symbolträchtigem Aquarium mit den großen und kleinen Fischen, den boulevardesken Wiederholungsgags, wenn Roxy als Braut auf der Flucht sich den rosa Riesenschleier immer wieder in irgendeiner Tür einklemmt.

Wenn Fußball schon die Welt bedeutet, dann muss der Fußball natürlich auch bühnengroß wie eine Weltkugel sein, auf der der Orient-Express im naiven Spielzeugformat Richtung Budapest kurvt. Davor verwandeln sich die royalblauen Koffer in plüschige Waggonsessel und das Landgut auf der anderen Seite der Weltkugel  verwandelt sich unter den sich anbahnenden Liebesbeziehungen in pink mit Goldstaub a la Poesiealbumbildchen von ehedem (Bühne Stephan Prattes).

Operettenkritik "Roxy" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de©

©Iko Freese

Eingepackt in herrlich bunte Kostüme der 30e Jahre, glitzernde Badeanzüge, divamäßige Abendkleider wird jeder Song, jeder Tanz zur großartigen Revuenummer und mittendrin immer Roxy, mit Transvestit Christoph Marti  herrlich charmant und verführerisch besetzt. Zwischen satirischem  Turnunterricht, ausgelassener Party, verknallten Fußballern als verkleidete Handwerker, den Slapstickfiguren des geizigen schottischen Fabrikantenonkels (Uwe Schönbeck)  aus „Irrland“ und der frivolen, gar nicht so blaustrümpfigen Internatsdirektorin (Andreja Schneider) inszenieren Kai Tietje und Stefan Huber eine derart schmissige „Roxy“, dass man, ob man will oder nicht, immer wieder laut auflacht ob der gelungenen Gags.

Statt eines Mondes schimmert ein silberner Fußball am Himmel. Wie ein Überraschungsei  präsentiert  der aufgeschnittene Riesenfußball die johlenden Zuschauer. Den Kitsch absolut auf die Spitze zu treiben, die gedrillte Revueästhetik  der 30er Jahre derart mit Spielfreude, Sprachwitz und Figurenformaten  von Twiggy bis XXL aufzupeppen, macht einfach Spaß und gute Laune. Das ist ein Hit für das Repertoire und amüsant selbst  ein Publikum, das  Operette gar nicht leiden kann. „Einmal kann doch ein Wunder geschehen“.

Der Erfolg hängt natürlich schon in erster Linie von Superstar Roxy ab.  Christoph Martis smart tiefe Stimme, sein umwerfendes Lächeln und sein weibliches Posing sind eine famose Kombination, in der alle möglichen Rollenbilder des damaligen Frauseins zu schillern beginnen, am bezauberndsten als tollpatschige Braut  und lebensfröhliche Diva, die selbst den spröden Mannschaftskapitän (Tobias Bonn) entflammt.

Jörn-Felix Alt brilliert als smarter Frauenheld und das ganze Ensemble glänzt tänzerisch inklusive raffinierter Dribblings, rasanter Drehungen und flotter  Steppeinlagen. Kai Tietje sorgt für schmissig zackigen Sound mit einem swingenden Foxtrott nach dem anderen aus dem Orchestergraben, setzt auf 30er Jahre Originalton, ein bisschen amerikanischer als damals, alle Möglichkeiten der Dynamik und Akzentuierung auslotend.