©Max Ott
In beiden Fällen geht es um Resonanz, bei der Musik über das extravagante Theremin berührungslos durch elektronische Schwingungen, was Carolina Eyck formidabel gelang. Bei den geladenen „erfolgreichen VerliererInnen“ ging die Resonanz von ihren Kunden und Auftraggebern plötzlich verloren. Aus dieser Polarität macht die melancholische, psychodelische Musik von Carolina Eyck wiederum Sinn, gibt sie doch der Traurigkeit der vorgestellten erfolgreichen VerliererInnen hörbaren Ausdruck.
Nur durch Handbewegungen vor zwei Antennen erzeugt Carolina Eyck auf dem Theremin Melodien. Es ist das einzige Musikinstrument auf der Welt, das berührungslos gespielt wird. Sein Name geht auf den Erfinder, den Russen Lew Termen, zurück, der sich in den USA Leon Theremin nannte.
Carolina Eycks rechte Hand bewegt sich, als ob sie ein Instrument zupfen würde und kann damit hohe und tiefe Töne, ganze Tonleitern durch elektromagnetische Schwingungen erzeugen. Mit der linken Hand moduliert sie die Lautstärke und Melodien. Schüttelgeräusche oder Orgelton werden dazu gemischt. Egal ob neu arrangierte Lieder zu Franz Schuberts „Winterreise“ oder eigene Kompositionen, an diesem Abend umhüllt ihr Sound die kurzen Erzählungen der geladenen Gäste melancholisch.
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Und während sie spielt, blendet die Kamera voyeuristisch in Plastik gehüllte Schaufensterpuppen ein, folgt den roten Schnüren, die Mann und Frau verbinden, was adäquat zur Musik arg stark in Wiederholungsstrukturen stecken bleibt.
Erfrischend sind die kurzen, im Vorfeld geschmeidig vorbereiteten Erzählungen dreier erfolgreicher Menschen, die plötzlich mit einer existenziellen Krise konfrontiert wurden.
Die Münchner Nachtleben-Königin Sandra Forster musste erleben, wie die Kundschaft Schritt für Schritt fernblieb, ihr Konzept von den richtigen Drinks und Musik nicht mehr zündete, ihre Beziehung zerbrach, sie ihre tolle Wohnung im Gärtnerplatz-Viertel verlor und sogar den Tausch mit einem Leben in einem Camping-Bus erwog. „Heart-Break-Gefühl“ und die Angst zu scheitern entwickelten sich allerdings als Motor zum Weitermachen.
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Wigald Boning setzte seinen Absturz in Hollywood kabarettistisch in Szene, als er bei seiner ersten Filmaufnahme als Präsidentenberater im Rollstuhl scheiterte Er hatte nicht nur den falschen Text gelernt, sondern im Eifer des Gefechts vergessen, wie die Bremsen des Rollstuhls zu bedienen waren. Er fuhr nicht nur den Präsidenten an die Wand, sondern auch seine Hollywood-Karriere.
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Nicht ganz so schlimm endete das Malheur des Sternekochs Tohru Nakamura, als Foodblogger vom „Sternefresser“ sein Apfelmus, kaum gekostet, zurückgehen ließen, weil es zu wenig nach Apfel schmeckte. Er hatte tatsächlich einen Apfel mit zu wenig Aroma verwendet und fühlte sich in diesem Moment wie im Auge eines Hurricans. Ein alternatives Essen, von allen Köchen gezaubert, rettete die Situation. Seine Botschaft für die Zuschauer war sehr versöhnlich. „Menschen können mehr als nur perfekt sein.“
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Live wäre dieser Abend sicher spannender und persönlicher zur Wirkung gekommen als im glatten Ambiente digitalen Perfektionsanspruchs.