©HIDALGO
Johanna Malangré dirigiert nicht nur, sie lebt die Musik mit. Sie steht ruhig am Pult, doch mit Mimik und ausladenden Armbewegungen überträgt sie ihre Energie auf das Orchester. Ständig kommuniziert mit Augenkontakt mit den Musikern, gibt haarscharfe Einsätze, treibt wuchtig mit den Armen voran und führt mit dem Taktstock subtil die feinen Phrasierungen.
Das Programm war vom Feinsten, realisierte schon im ersten Stück den werbewirksam angekündigten apokalyptischen Untergang mit Schostakowitsch´ antifaschistischer „Kammersymphonie c-Moll op110a Schon das todtraurige Fugato zu Beginn, von der Ersten Geigerin hinreißend gespielt, stürzte die Zuschauer in das unendliche Desaster des Zweiten Weltkriegs, das Schostakowitsch in Dresden erlebte und in nur drei Tagen als Kammermusik vertonte und von Barschai für ein Streichorchester arrangieren ließ. In den fünf Abschnitten wurden Rebellion, Kampf und Untergang vom Hidalgo-Orchester unter dem Dirigat von Johanna Malangré durch extrem rasante Rhythmik, schnelle Tempi und facettenreiche Tonalität zwischen harmonischem Moll und freitonaler Dissonanz zum tief berührenden Erlebnis.
Tschaikowskys Serenade für Streichorchester C-Dur, op. 48 hob die Stimmung zunächst in feierliche Klangfülle. Ursprünglich als Hommage an Mozart gedacht, wurde die Serenade mit instrumental versetzten Motivwiederholungen in Stereoqualität und schnellen Tempi weit spannender interpretiert als gewohnt, auch als Hommage an das Leben denkbar, vor allem beim Walzer durch die spritzige tänzerisch endorphinisierende Dynamik, intensiviert durch die Spannkraft der markanten Pausen. Die Elegie, eigentlich eine Totenklage, offenbarte sich als Liebesduett in der innigen Kommunikation zwischen lyrischem Überschwang der Streicher und der balsamischen Tiefe der Celli und Kontrabässe, wobei auch hier wie im Finale den Motivwiederholungen durch den rhythmischen Drive die latente Langatmigkeit genommen wurde.
Die Art und Weise wie dann noch die estländische Sopranistin, Mirjam Mesak vom Opernstudio der Münchner Staatsoper Benjamin Brittens titelgebendes Konzert „Les Illuminations“ für hohe Stimme und Streichorchester auf Texte von Rimbaud, op 18 (1939), sang, setzte dem Abend die Krone auf. Ob am Rande, auf luftiger Höhe in einer Schiffschaukel, erst recht mitten im Zentrum des Orchesters, Mirjam Mesak sprengte mit ihrem Stimmvolumen die Räumlichkeiten des Techno-Clubs und sorgte mit ihren betörenden Höhen, extremen Crescendi, dissonanten Tonlagen für Gänsehauteffekt. Derart facettenreiche Musik war wohl an dieser Örtlichkeit noch nie zu hören.
Das Publikum, auch die Musiker waren begeistert von diesem gelungenen, unkonventionellen Konzertabend.