Landshut – „The Picknick“ – Opern- und Operettenarien im Prantlgarten

Konzert "The Picknick" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de
©Michaela Schabel
Eine kleine Bühne für den Flügel und Stühle für die KünsterInnen genügten. Regisseurin Margit Gilch übernahm den Job des Picknick-Service.
Coleman präsentierte „The Picknick“ mit sichtbarem Vergnügen sehr britisch, agierte wie immer als fröhlich charmanter Moderator und erzählt,  jedes Picknickhäppchen lustvoll genießend, erzählte so manch neue Picknick-Details. Selbst singend als augenzwinkernde Hommage an Old England mit ironischen Verweis auf den Doppelcrash von Corona und Brexit eröffnete Coleman „The Picknick“ mit der inoffiziellen Nationalhymne  „Rule Britania“,  um dann umso wirkungsvoller mit einem hochkarätigen Arienprogramm quer durch die Opern Verdis, Bellinis, Rossinis, Puccinis und Melodien aus englischen Operetten von Gilbert & Sullivan zu verblüffen. Die drei SolistInnen Reinhild Buchmayer, Yitian Luan und Jeffrey Nardone zeigten sich in Bestform, glänzten durch ihr Timbre und ihre ganz spezielle Aura. Coleman begleitete einfühlsam, zuweilen ausgelassen temperamentvoll am Flügel.
Mit „Una voce poco Fa“ aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ setzte Reinhild Buchmayer bereits mit der ersten Arie das Niveau hoch an und überraschte angesichts der ausgewählten Arien, darunter die mitreißende Partie „O don fatale“ aus  Verdis „Don Carlo“, durch ihr enorm großes Tonspektrum, ihre differenzierte, manchmal sehr keck ironische Körpersprache, mit der sie die Figuren auch ohne Kostüme und Handlungskontext überaus lebendig und amüsant wie in der „Henker-Arie“ aus Gilbert & Sullivans „The Mikado“ in Szene setzte.
Yian Luan begeisterte durch ihre außerordentliche Ausdruckskraft in den Spitzenhöhen. Von hauchzartem Piano bis zu fulminanten Crescendi gelangen berührende Puccini-Interpretationen von  „Che il bel sogno di Doretta“ aus „La Rondine“, „Un bel di vedremo“ aus „Madama Butterfly“ und im Duett mit Jeffrey Nardone „Parigi o Cara“ aus „La Traviata“ aus Verdis „Tosca“.
Zwischen diesen beiden ausdrucksstarken Sängerinnen wirkte Jeffrey Nardone mit seinem südländischen Charme als „Tenor der Tenöre“, so Coleman, überaus sympathisch und bestens disponiert. Sein Tenor verzauberte durch viel Italianità in den mittleren Lagen und harmonierte wunderschön mit den Sopranstimmen. „The Picknick“ endete, dramaturgisch gut gemacht, mit der fulminanten Arie „Mira, o Norma“ aus Bellinis „Norma“, in der die Yitian Luan und Reinhild Buchmayer trotz ganz unterschiedlicher Timbres eine derart faszinierend harmonische Synergie entwickelten, als sängen sie zuweilen mit einer Stimme.
Dazu kamen während des „Picknick“ am Samstag ganz unbeabsichtigte Überraschungen, die den Charme des Open-Air-Konzertes noch steigerten.
Konzert "The Picknick" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de
©Landestheater Niederbayern/Peter Litvai
Bei so schönem Gesang verstummte zwar, was  wahrscheinlich der nachmittäglichen Zeit geschuldet war, das Vogelgezwitscher, dafür waren die Kirchenglocken so dominant,  dass das Duett „Stay Fredric, stay“  aus Gilbert & Sullivans „The pirates of Penzence“  unterbrochen werden musste. Wenig später schallte von Ferne Gejohle, dann ein Motorflugzeuge, was solistisch überstrahlt wurde. Selbst der Platzregen, der punktgenau zum Beginn von „Take a pair of sparkling eyes“ aus Gilbert & Sullivan„The Gondoliers“, die Vorstellung  unterbrach, schmälerte den Zauber dieses „Picknicks“ nicht. Fleißige Hände trockneten die Stühle und „The Picknick“ went on.