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Berlin – „perspectives“ – Geigerin Usha Kapoor entdeckt durch ihre innovative Konzertreihe neue Perspektiven in der Kammermusik 

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Berlin – „perspectives“ – Geigerin Usha Kapoor entdeckt durch ihre innovative Konzertreihe neue Perspektiven in der Kammermusik 

©Usha Kapoor

Unglaublichen, aber wenig bekannten Kammermusikwerken Raum zu geben und die Persönlichkeiten in der Gegenwart bewusst zu machen, ist das Ziel der Geigerin Usha Kapoor. Dafür kreierte sie…

„perspectives“, eine interessante Konzertreihe mit herausragenden Komponistinnen im Berliner Piano Salon Christophori, Uferstraße 8.

Schon der Veranstaltungsort ist außergewöhnlich. Wie in einem sehr großen Wohnzimmer bekommt man in Lounge-Atmosphäre Musik zu hören, die man noch nie gehört hat. Man darf dazu ein Glas Wein genießen und kann sich in der Pause und nach dem Konzert mit den Musikern unterhalten. 

Ende Januar 2024 präsentierte Usha Kapoor ihre CD „Beach & Corigliano – Violin Sonatas“ im Piano Salon Christophori. Sie war so begeistert, dass sie jetzt eine fünfteilige Konzertreihe zusammenstellte. Alle zwei Monate gibt es bis Mitte Mai ein interessantes Konzert, in dem das Werk einer unbekannten Komponistin kombiniert mit einem Klassikstar auf dem Programm steht.

Diese Konzertidee hat viel mit Kapoors Leben zu tun. Als Tochter eines indischen Vaters und einer amerikanischen Mutter wuchs sie mit Musikstücken auf, die nicht zum Standardrepertoire gehörten. Mit ihren Konzertreihen möchte sie kreative Künstlerinnen fördern und dem Publikum die Chance geben Neues zu entdecken. Gleichzeitig sucht sie nach Berührungspunkten der weniger bekannten Künstlerinnen und den Stars der Klassikszene. Das Programm macht neugierig. 

„perspectives 1: Beach x Mendelssohn“, Freitag 17.10. um 20 Uhr, 

Amy Beach (1867-1944) war ein Wunderkind mit absolutem Gehör. Sie schrieb als erste Amerikanerin, die eine Sinfonie komponierte, Musikgeschichte, durfte aber ihre Kompositionen nur mit H.H.A., den Initialen ihres Ehemanns, signieren. Als gefeierte Klaviersolistin brachte Beach viele WerkeFelix Mendelssohn ein in die USA oder interpretierte sie in Deutschland., auch sein „Klaviertrio d-moll op. 49“, das nach Beachs herausragenden Werken „Romanze op. 23“, eine Bearbeitung für Cello und Klavier, und ihrer „Violinsonate op. 34“ den Abschluss von „perspectives 1“ bildet. Es spielen Nikolai Medvedev (Piano), Usha Kapoor (Violine), Jonathan Swensen (Cello).

„perspectives 2: boulanger x fauré“ am Donnerstag 11. Dezember 

Lili Boulanger (1893-1918) gewann als erste Frau mit nur 19 Jahren den renommierten Prix de Rome. Obwohl sie einige Jahre später auf tragische Weise starb, hinterließ sie eine bemerkenswerte Kammermusiksammlung. Ihre Schwester Nadia Boulanger (1887-1979) studierte sieben Jahre lang Komposition bei Fauré am Pariser Konservatorium und wurde zu einer der produktivsten französischen Kompositionslehrerinnen ihrer Generation. Auf einer ihrer letzten internationalen Tourneen dirigierte sie die New Yorker Philharmoniker mit einer Aufführung von Faurés Requiem.

„perspectives 3: clarke x dvořák“ am Freitag, 13. Februar

Die polnische Bratschistin und Komponistin Rebecca Clarke (1886-1979) nahm mit ihrem Klaviertrio unter einem männlichen Pseudonym am Kompositionswettbewerb des Berkshire Festivals teil, um den Sexismus bei Musikwettbewerben zu untergraben und gewann den zweiten Preis. Sie zählt heute zu den bedeutendsten Komponistinnen Großbritanniens. Wie Antonín Dvořák ließ sie sich von der Volksmusik und vom traditionellen Tanz inspirieren.

„perspectives 4: bacewicz x korngold“, Samstag, 11. April

In diesem Konzert steht das monumentale Violinwerk der polnischen Komponistin Grażyna Bacewicz’ (1909-1969) im Mittelpunkt. Sie litt zwar weniger unter systematischer patriarchaler Unterdrückung, dafür an den beiden Weltkriegen, die sie erlebte. Doch in ihren Werken leuchten ihr Selbstvertrauen und ihr Mut auf. Dazu passt Korngolds gewaltige „Suite Op. 23“ für die linke Hand, auf Wunsch des Auftraggebers und Pianisten Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte.

„perspectives 5: gubaidulina x brahms“ am Freitag 19. Juni

Das Abschlusskonzert dieser ersten Konzertreihe würdigt die Großartigkeit der Klavierquintette von Gubaidulina und Brahms vor dem Hintergrund ihrer Emigration und der damit verbundenen Heimatlosigkeit. Gubaidulina (1931-2023) war eine produktive russische Komponistin aus Russland. Durch ihr außer Landes geschmuggelte Violinkonzert „Offertorium“ wurde sie international bekannt, in ihrer Heimat wurden dagegen ihre Werke verboten 1992 verließ Gubaidulina Russland und ließ sich für das letzte Drittel ihres Lebens in Pinneburg bei Hamburg nieder. Brahms, ursprünglich aus Hamburg stammend, verbrachte die letzten Jahrzehnte seines Lebens in seiner neuen Heimat Wien.

Alle Konzerte finden 20:OO-22:OO Uhr im Piano Salon Christophori, Uferstraße 8-11 statt.