Berlin – „Espresso Konzert“ im Konzerthaus – Konzerte mit Kick

Espresso Konzert im Berliner Konzerthaus präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Dirigentin Nil Venditti©Michaela Schabel

Junge MusikerInnen überraschen mit ungewöhnlichen Programmen. Vorzügliches Beispiel war das Espresso-Konzert am 1. November 2023. Unter der temperamentvollen Leitung der italienisch-türkischen Dirigentin Nil Venditti entstand vom ersten Ton an eine mitreißende Atmosphäre, zumal Sergej Rachmaninows „Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier“ zu Beginn eine exzellente Chance bot, die dynamische Energie des Orchesters und die Virtuosität der SolistInnen, insbesondere von Pianist Roman Borisov aufleuchten zu lassen. Das rasante Stück entwickelt in den an Virtuosität sich steigernden 24 Variationen, durch Nil Vendittis energetisches Dirigat verstärkt, eine explosive Dynamik zwischen Orchester und Pianist, der die Themen anstößt oder weiterentwickelt, wobei sich ein überaus großes Spektrum ganz unterschiedlicher Gefühle entwickelt, zärtlich, schwärmerisch bis hochdramatisch. 

Beim „Preludio sinfonico“, Puccinis zweiten Orchesterwerk während seiner Studienzeit, wagt Nil Venditti eine sehr kontrastreiche Interpretation. Nach dem lyrisch zarten, sich verströmenden Beginn lässt sie das Konzerthausorchester das An- und Abschwellen der Melodik mit extremen Fortissimi herausarbeiten, wobei über immer neue Instrumente weitere Tonebenen hinzukommen und die tänzerische sehnsüchtige Stimmung in immer dramatischeren, explosiven Facetten hörbar werden. Man assoziiert Puccinis Opern von Tosca bis Turandot, als wären sie alle schon in diesem Werk zugrunde gelegt. So zart wie das „Preludio sinfonico“ beginnt, so endet es. 

Umso effektvoller wirkt das dritte Stück. Fazil Says „Grand Baazaar“ beginnt jazzig und weitet sich mit zwei Trommeln in erster Reihe zu einem temperamentvoll atmosphärischen Stimmungsbild orientalischer Kultur und Lebensart. Der Große Bazar in Istanbul war Inspirationsquelle für Fazil Says „Rhapsodie für Orchester“. Entsprechend lebensfroh und facettenreich ist dieses Werk, was Nil Venditti großartig herauskristallisiert. Kleine Melodieschnörkel, zuweilen bewusst etwas dissonant, verweben im Nacheinander einzelner Instrumentalgruppen zu einem farbenfroh schillernden Tongemälde wie aus 1001 Nacht inklusive wankenden Karawanen und Bauchtanzexotik. In der Tat ein Konzert wie „Koffein für die Ohren“. Nil Venditti strahlt angesichts des begeisterten Publikums und dankt „Thank you so much!“