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Berlin – Anton Bruckners „Symphonie Nr. 8 c-Moll“ präsentiert von den Berliner Philharmonikern, dirigiert von Andris Nelsons 

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Berlin – Anton Bruckners „Symphonie Nr. 8 c-Moll“ präsentiert von den Berliner Philharmonikern, dirigiert von Andris Nelsons 

©Michaela Schabel

Ganz zarte Töne bauen sich auf zu einem fulminanten Crescendo, das sich abschwächt, um wellenartig wieder aufzuwallen. Diese extreme Dynamik zwischen majestätischer Feierlichkeit und lyrischer Innigkeit ist der rote Faden durch Bruckners kraftvoller „Symphonie Nr. 8 c-Moll“, den die Berliner Philharmoniker unter dem Dirigat von Andris Nelsons phänomenal herausarbeiten. Mucksmäuschenstill ist es….

in den großzügigen Räumlichkeiten der Philharmonie. Gebannt lauscht das Publikum dem Orchester und nutzt lediglich die Pausen zwischen den vier Sätzen, um sich zu räuspern. Gespannt folgt man dem gezirkelten Taktstock, dem weichen Schwung der Hände, dem kammermusikalischen Bewegungsschwung der Streicher, womit die musikalischen Linien in extremer Dynamik präsentiert werden. Der Reiz liegt weniger in narrativen Stimmungen als im Hören der kompositorischen Komplexität, die Bruckners Werk auszeichnet. 

Konzertkritik Bruckners 8. Symphonie in c-Moll in der Berliner Philharmonie dirigiert von Andris Nelsons, präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Berliner Philharmonie, Foto: Lena Laine

In vier Sätzen, Allegro, das Scherzo vor dem Adagio und Finale, bereichert Bruckner die klassische Symphonik durch seinen einzigartigen Stil, der durch kontrapunktorische Techniken, Imitationen und fugenartige Passagen funkelnde polyphone Texturen schafft. Über kaiserliche Majestät mit kämpferischen Signalen, dem Forte der Blechbläser und der Pauken hinaus spannt Bruckner den Bogen zu einer tiefen lyrischen Religiosität, in der die Soli von Flöte und Klarinette, die drei Harfen und das große Streicherensemble die Poesie der Seele erklingen lassen. Daraus ergeben sich permanent überaus dramatische Zuspitzungen, die Nelsons glasklar, klangschön selbst im extremen Pianissimo und Fortissimo herauskristallisiert. Man spürt nicht nur die Komplexität der Partitur, sondern man hört durch Dissonanzen, überraschende Modulationen möglich erweiterte Harmonien, sowohl die entstehende emotionale, introspektive Tiefe als auch apokalyptische Momente und vor allem den wunderbar satten Farbklang der Berliner Philharmoniker. 

Der lettische Dirigent Andris Nelsons (*1978) studierte Trompete und Komposition in Riga und St. Petersburg, sammelte bereits in jungen Jahren internationale Erfahrungen und wurde schon mit 24 Jahren Chefdirigent der lettischen Nationaloper in Riga. Zurzeit ist Nelsons Chefdirigent und Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra und Gewandhauskapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters. Für seine musikalischen Leistungen wurde er mehrfach hochrangig ausgezeichnet.