Bad Kissingen – „Auf einen Kaffee mit…“ Sopranistin Anu Komsi in Bad Kissingen

Künstlerporträt Anu Komsi Bad Kissingen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Schon als sie das Programm des Eröffnungskonzerts las, war sie ganz inspiriert. Kurt Weills „Der neue Orpheus“ hatte sie bislang nur einmal gesungen und von weiteren Aufführungen geträumt. In Bad Kissingen ging dieser Traum jetzt in Erfüllung. Komsi liebt das deutsche Repertoire, Richard Wagner und Richard Strauss, und gerade das, was sie nicht kennt, reizt sie, vor allem, wenn es „eine sehr emotionale und lyrische Partie“ ist wie „Der neue Opheus.“

Komsi ist in Kokkolo (*1967) an der Westküste, einem finnisch-schwedischen Sprachgebiet, aufgewachsen. Es ist ein Ort mit vielen Orchestern und Chören, aus dem etliche berühmte SängerInnen hervorgingen. Singen war in der Familie ganz selbstverständlich und in der Schule bekamen alle Kinder von 10 bis 14 Jahren jeden Tag Musikunterricht. Durch die fundierte musikalische Ausbildung entwickelte Komsi sehr viel Selbstvertrauen. Sie wuchs in dem Bewusstsein auf es schaffen zu können und erkannte immer mehr, dass sie durch die staatliche Musikföderung einer „Glücksgeneration“ angehörte.

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©Michaela Schabel

Schon in jungen Jahren eröffnete sich für Komsi eine außerordentliche Karriere als Sopranistin. Sie sang auf den international renommierten Bühnen, arbeitete mit den besten Dirigenten und den renommiertesten Symphonieorchestern zusammen. Seit ihrem Debüt 1991 interpretierte sie 70 Opernrollen. Bei Hunderten von CD-Einspielungen wirkte sie mit. Als Gründerin, künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der West Coast Kokkola Opera leitete Komsi 14 Spielzeiten lang das Kokkola Opera Summer Festival, darunter die international sehr positiv bewertete Aufführung von Giacomo Meyerbeers „L’ étoile du nord (1854)“ zum 100. finnischen Unabhängigkeitsjubiläum. Für ihr Engagement für die Neue Musik wurde sie mehrfach geehrt. Doch als sie das Gefühl hatte, dass ihre Arbeit durch Personalwechsel im bürokratischen Umfeld nicht mehr entsprechend wertgeschätzt wurde, kündigte sie, um freischaffend zu arbeiten.

Die schlichte Offenheit und natürliche Herzlichkeit, mit der sie über ihr Leben spricht, macht Komsi so authentisch und sympathisch. 

Selbst das Singen an sich stilisiert sie nicht hoch. „Singen ist wie Sport“, aber wie bei einem erfolgreichen Sportler „ist der schwächste Zustand noch gut.“ Man muss die Muskeln trainieren. „Ich habe sehr lange, dicke Stimmbänder“. Doch Partien, die nur Sport sind, lehnt sie ab. Musik wird erst durch die Emotionen zur Kunst. Ihr schönstes Feedback bekam sie von einem alten Mann, der er ihr nach einer Vorstellung gestand, so berührt gewesen zu sein, dass er weinte, obwohl er noch nie zuvor eine Oper gehört hatte.