Wim Wenders „Perfect Days“ – ein Film für Wesensverwandte

Filmkrtik "Perfect Days" von Wim Wenders präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©DCM Filmdistribution

Im Film heißt Koji Yakusho Herr Hirayama. In seinem blauen Overall mit täglich frischem weißen Frotteeschal wird er trotz großer weißer Aufschrift „Tokyo Toilet“ durch sein Lächeln und sein feines Gespür für Menschen sofort zum Sympathieträger. 

Herr Hirayama putzt nicht nur, er reinigt mit Hingabe, schnell und präzise die Toiletten. Als Zuschauer staunt man über den Komfort dieser geräumigen öffentlichen 5-Sterne-Toiletten. Sie sind ein architektonischer Blickfang auf höchstem technischen Niveau und durch Hirayamas Arbeitsmoral blitzblank.   

Sein Assistent beschreibt ihn als Mega-Arbeiter und Mega-Schweiger. Hirayama spricht nur das Notwendigste, hört lieber Wohlfühlsongs aus den 60er, 70er Jahren, in denen sich seine Gemütslage spiegelt. „Perfect day“. Es passiert so wenig in diesem Film, dass jedes Detail wichtig wird, um zu begreifen, warum dieser Toilettenputzer so lächelnd in sich ruht. Es ist seine Freude an der Natur. Immer wieder fotografiert Hirayama in der Essenspause im Park den großen Laubbaum mit seinen flirrenden Lichtstimmungen. Nachts träumt er davon in Schwarz-Weiß. Trifft sein Blick auf den Blick eines anderen Menschen lächelt er liebenswürdig, noch mehr wenn das Lächeln erwidert wird. Abends beglücken ihn die kurzen Gespräche im Schnellimbiss, in der Kneipe und die abendliche Lektüre. Das sind die kleinen Momente, die ihn glücklich machen, der Urgrund seiner „Perfect Days“.

Aber diese Balance kommt auch ins Wanken. Als sein Assistent kündigt, er alleine das ganze Pensum abarbeiten muss, spätabends ohne die gewohnten Pausenrituale nach Hause kommt, fühlt er sich ausgebeutet. Der Besuch seiner wohlhabenden Schwester weckt so traurige Familienerinnerungen, dass er weint. Aber am nächsten Tag lächelt er schon wieder der Sonne entgegen. 

Ohne großen technischen Aufwand fängt Wim Wenders den Alltag und die Träume des Herrn Hirayama in immer gleichen Sequenzen ein. Das wirkt durchaus monoton und ist sicher nicht ein Film für jedermann, aber ein beglückender Film für Wesensverwandte. 

Künstlerisches Team: Wim Wenders (Drebuch, Dialoge, Regie) Tagayuki Takuma (Drebuch, Dialoge), Daisuke Iga (Chef-Kostümbildnerin), Franz Lustig (Chef-Kameramann), Toni Froschhammer (Chef-Cutter), Rin Takada, Frank Kruse (Tondesign)

Mit Koji Yakusho, Tokio Emoto, Arisa Nakano, Aoi Yamada u.a.

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