Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano Filmporträt von „Zucchero – Sugar Fornaciari“ 

Filmkritik "Zucchero" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Filmperlen

Die weite Po-Ebene, dann der alte Zucchero singend an der Gitarre. Sein Blues ist voller Leid, Schmerz, Lebenserfahrung. Der Weg vom Bauernbuben zum Weltstar war in der Tat alles andere als leicht. Er gilt als Italiens bester Blues-, Rock- Folksänger. Zu seinem Künstlernamen inspirierte ihn seine einstige Lehrerin, die ihn immer Zucchero, zu deutsch Zucker, nannte, weil er so ein so süßes und introvertiertes Kind war. Seine Musik ist Zucker für die Seele…

Mit einer Collage aus Dokumentaraufnahmen, atmosphärischen Landschaftssequenzen, frühen Privataufnahmen, professionellen Live-Mitschnitten und enthusiastischen Statements prominenter Stimmen wie Sting, Bono, Peter Gabriel, Brian May, Eric Clapton, Paul Young zeichnen Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano ein sehr persönliches, empathisches, überaus begeistertes und dennoch ausbalanciertes Porträt von Italiens größter Blues-Ikone mit der einzigartigen Reibestimme. Über Zuccheros Privatarchiv eröffnet sich der Blick  auf den „Soul-Man“ oder besser auf eine „ancient soul“, die  durch den hohen Leistungsdruck die  Abgründe der Depressionen durchleben musste, wobei der Wechsel vom Vollbild zum 3-teiligen Bildformat den Blick wie ein Altar-Triptychon auf die landschaftlichen und ganz persönlichen Sequenzen weitet, mit Scharfstellung in der Mitte, nach außen in vager Melancholie verschwimmend das Unfassbare der Phantasie des einzelnen überlassend. 

Die Fans erwartet eine Rückschau auf die wichtigsten Lebensmomente Zuccheros, gespickt mit vielen persönlichen Details, die ihn sehr sympathisch machen. Der Film ist eine begeisterte Hommage, die kritische Gedanken völlig ausspart.

Die Reisfelder der Po-Ebene in der Emilia-Romagna, auf denen die Eltern arbeiteten und wo er 1955 geboren wurde, prägten Zucchero von Klein auf. Mit acht Jahren begann er Gitarre zu lernen. In der Kirche durfte an der Orgel Blues- und Soulsongs üben, am liebsten „A Whiter Shade of Pale“. Als Gegenleistung musste er sonntags als Messdiener im Gottesdienst präsent sein. Er wollte unbedingt Musiker werden, suchte Anschluss an eine Band, wurde zwar nicht als Gitarrist, aber als Sänger akzeptiert und brachte sich selbst das Saxophonspielen bei. Beim Sanremo Festival fiel er zweimal durch. Eine frustrierende Erfahrung, die er jetzt humorvoll kommentiert. „Mit diesem Genre, dieser Stimme und diesem Gesicht konnte ich niemanden überzeugen.“ Trotzdem machte er weiter. Die Wende kam durch eine Reise nach New Orleans. Er fühlte sich Aufhieb wohl, wie zu Hause, als hätte er immer schon da gelebt. Im Umgang mit den schwarzen Musikern fand er, was er suchte, Rhythmus und Groove, und wieder zurück seinen Stil, indem er den Blues einfach auf Italienisch sang. Die Fusion von schwarzem Blues auf Italienisch, rauher Stimme und italienischem Schmelz wurde sein Markenzeichen.„Opera in Blues“ groovig, rhythmisch, atmosphärisch, innovativ.

Seine dritte CD „Rispetto“, insbesondere  „Senza Una Donna“ brachte 1986 den Durchbruch. Der Erfolg überraschte alle. Nach Auftritten quer durch Europa, folgte die Einladung als Opening für Eric Claptons internationale Tournee. Erst kamen nur wenige, dann wurden es immer mehr.. „A star was borne.“ Der damit verbundene Leistungsdruck führte zu Depressionen und Rückzug in ein kleines Haus am Meer. Er las Bukowski, war viel in der Natur und regenerierte sich. Mit „Miserere“ kam er zurück auf die Bühne zusammen mit Luciano Pavarotti, Opera verpoppt, sehr spirituell, Geschmackssache. Seine Welttournee als Collage von Live-Mitschnitten und Freunden, die ihre Lieblings-CDs benennen wird zum Grande Finale. Man bekommt Lust sie alle zu hören. 

Mit: Zucchero, Valentina Zucchero, Giangiacomo De Stefano, Andrea Bocelli, Sting, Roberto Baggio, Brían May, Bono, Randy Jackson, Paul Young, Francesco De  Stéfano, Nicola Fedrígoni, Frederico Fava, Andrea Scanso