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Thomas Riedelsheimer – Dokumentarfilm „Tracing Light“ – von der Magie des Lichts

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Thomas Riedelsheimer – Dokumentarfilm „Tracing Light“ – von der Magie des Lichts

©Pfiff Medien GmbH

Flirrende Lichtstrahlen und Töne mit dissonanten Schattierungen, schon im Vorspann setzt Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer auf Emotionen. In seinem neuen Film „Tracing Light“ will er das Licht nicht nur nachzeichnen, sondern erforschen, denn „das Schönste, was wir erleben können, ist…

das Geheimnisvolle“. Als Filmemacher kreiert Riedelsheimer aus Licht seine Geschichten. Bei schönem Wetter wird sein privates Treppenhaus am frühen Morgen durch wunderbare Spektralfarben für einen Moment zur Bühne. Licht ist die Inspiration für seinen dritten Film nach dem 2-teiligen Porträt des Land-Art Künstlers Andy Goldsworthy „Rivers and Tides“ (2000/2007) und den „Seelenvögeln“ (2017) über drei Leukämie kranke Kinder. 

Riedelsheimer interessiert, wie Licht entsteht, wie es wirkt, um die Position des Menschen in diesem System zu verstehen. Um das Licht auszuloten bedarf es der Wissenschaft und der Kunst. Riedelsheimer malt regelrecht mit der Kamera seine Geschichten, bleibt aber in dieser Dokumentation als neutraler Beobachter und Erzähler im Hintergrund. 

Als Drehbuchschreiber, Regisseur, Kameramann und Cutter führt er wissenschaftliches Forschen und künstlerische Umsetzungen zusammen, fokussiert auf Versuchsanordnungen und Installationen, auf die klare, blendend weiße Architektur des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts in Erlangen und faszinierende Lichtphänomene in der Natur. Er selbst übernimmt die Rolle des neugierigen Beobachters und Erzählers.

Im Institut fasziniert das Künstlerduo Brunner & Ritz der großflächige Lichteinfall von oben. Mit „Black-Hole-Sun“, einer großen Kugel, halbseitig weiß bzw. schwarz, schaffen sie eine Metapher, wie energetisch Weiß im Gegensatz zu Schwarz wirkt, das jegliches Licht aufsaugt. Künstlerin Julie Brook spürt in der Natur nach dem Prinzip der Lochkamera den farbigen Lichtwirkungen nach.

Für die Forscher ist das lichte Weiß des Instituts ein wohltuender Kontrast zu den dunklen Laborräumen. Sie demonstrieren über einen einfachen Modellversuch, wie Licht, das durch einen Schlitz auf einen Boden strahlt, je nach dessen Materialität ganz unterschiedliche Formen annimmt. In einem „Lichtkicker“ mit Spiegelflächen werden Laserstrahlen als Linien oder Punkte gebündelt sichtbar, doch wenn Licht von A nach B fliegt, ist es in dem Moment, wo wir es wahrnehmen schon gewesen, also Vergangenheit. Andere interessante Phänomene sind die Lasergitter, die man nicht anfassen kann, weil sie nur aus Licht bestehen, oder die cerebralen Lichtmessungen bei Schlaganfällen. Licht ist eine Metapher, „ein Ding, das man nicht anfassen kann, das aber hilft bestimmte Phänomene, die wir noch nie gesehen haben richtig einzuordnen“, vor allem provoziert Licht Gefühle. Rotes Licht emotionalisiert am meisten. Blau vermittelt eine meditative Ruhe. Über faszinierende Landschaftsaufnahmen vom Morgenlicht modellierte Bergketten irrlichternde Schaumkronen von Riesenwellen und Lichtspiegelungen eines schwimmenden Lagerfeuers von Julie Brook erlebt der Zuschauer die emotionale Wirkung des Lichts und seine eigene Verletzlichkeit, das Gefühl des Schrumpfens, sobald das Licht im Dunkel der Nacht erlischt. „Tracing Light“ macht deutlich, das alles, was wir sehen, das Ergebnis ist, wie Licht transportiert wird.

 Ab Donnerstag ist „Tracing Light“ in den deutschen Kinos zu sehen.