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Mohammad Rasoulofs neuer Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“

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Mohammad Rasoulofs neuer Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“

©Alamode Film

Die Filme von Mohammad Rasoulof vergisst man nicht. Seine realistischen Bildsequenzen aus ungewöhnlichen Perspektiven prägen sich ein, stellen das inhumane System im Iran…

mit viel Empathie für die Opfer an den Pranger. 2021 wurde er für „Doch das Böse gibt es nicht“ mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. (https://schabel-kultur-blog.de/kino/mohammad-rasoulof-doch-das-boese-gibt-es-nicht-ausgezeichnet-mit-dem-goldenen-baeren-2021/). Im Iran ist der Film verboten.

Seinen neuen Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ (2024) drehte er heimlich, ohne jemals am Set gewesen zu sein. Die Regieanweisungen übermittelte er telefonisch. Seine Vertrauten reichten nur Drehgenehmigungen für kurze Sequenzen ein, um den Verdacht auf eine Filmproduktion erst gar nicht aufkommen zu lassen. Als Rasoulof zu acht Jahren Gefängnis, Auspeitschungen, Geldstrafe verurteilt und sein Eigentum beschlagnahmt wurde, entschloss er sich im Mai zu fliehen. Er will kein Opfer des Systems werden, sondern die iranische Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ durch seine Filme wirksam unterstützen.

Auslöser für seinen neuen Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ war eine Begegnung im Gefängnis mit einem Staatsangestellten, der jeden Tag überlegte, an welchem Zaun er sich aufhängen könnte. Im Film wird daraus ein Familienvater, der zum Ermittlungsrichter aufsteigt, wodurch seiner Frau, vor allem seinen beiden Töchtern ein absolut vorbildliches Leben in der Öffentlichkeit abverlangt wird ohne Präsenz in den sozialen Netzwerken. Dieser Richter wird durch die iranische Freiheitsbewegung zum Schergen des Systems. Man zwingt ihm bergeweise Todesurteile von Menschen zu unterschreiben, die er gar nicht kennt. Die familiäre Spaltung spitzt sich zu, als Jina Mahsa Aminis Tod in den Nachrichten als Schlaganfall deklariert wird und noch mehr als eine Freundin der beiden Töchter verletzt wird, die Mutter als versöhnendes Band zwischen Vater und Kindern immer mehr in Gewissensnot kommt und die Dienstpistole des Vaters plötzlich verschwindet. Das Kammerspiel, in nur 70 Tagen in Rasoulofs Wohnung gedreht, collagiert mit Dokumentaraufnahmen, wandelt sich zum explosiven Politthriller, in dem sich die gesellschaftliche Spaltung des Irans spiegelt. Die junge Generation der Frauen will sich nicht mehr dem autoritären Wahn der Regierung unterordnen. Die Saat des heiligen Feigenbaums, Symbol eines freien Lebens, verdorrt nicht, sondern beginnt aufzublühen.

Rasoulof lebt derzeit in Hamburg. Sein Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ wurde von Deutschland für den Oscar eingereicht. Durch die Nominierung auf die Shortliste für den besten internationalen Film hat er bereits die zweite Hürde genommen. Man darf gespannt sein, ebenso auf seinen nächsten Film, ein Animationsfilm über das Leben des iranischen Dramatikers Abbas Nalbandian (1947-1987). Er brachte die Ideen des europäischen absurden Theaters in die iranische Literatur ein, was sofort die Nähe zur politischen Situation im Iran assoziieren lässt.

Künstlerisches Team: Mohammad Rasoulof (Drehbuch, Regie), Karzan Mahmood (Komponist), Pooyan Aghababaei (Chef-Kameramann), Andrew Bird (Chef-Cutter)

Mit: Misagh Zare, Reza Aklaghirad, Shiva Ordooie, Soheila, Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Niousha Akhshi, Amineh Arani