Film – Todd Philips „Joker“

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Großartig ist dieser Film, weil er im Gegensatz zu dem legendären Comic-Joker, auf den Batman als Robin Hood der Gegenwart in Aktion treten konnte, erklärt, warum dieser Joker so ist, wie er ist.

Todd Philips „Joker“ ist kein Thriller, sondern das Psychogramm  eines grausamen Großstadtszenarios, das Unterprivilegierte ignoriert, demütigt, in die Kriminalität treibt.  Der Joker wird zur Metapher der Wehrhaftigkeit, aber er kann sich nur mit Gewalt wehren und findet dabei Zustimmung von all denen, die sich genauso ausgebeutet und vernachlässigt fühlen. Damit löst der Joker eine massenhafte Rebellion aus und wird zur gruseligen Vision, wie es werden könnte, wenn sich Lohnsklaven und Enttäuschte  solidarisieren. Dann brennen die Autos, die Polizei kommt unter die Räder, Anarchie lodert auf.

Arthur Fleck heißt der Joker mit bürgerliche Namen und quält sich durch die Tristesse seines Lebens, zwischen Billigjob und  dunkler Wohnung in einem heruntergekommenen New Yorker Hochhaus, wo er die alte zerbrechliche, immer noch hübsche Mutter pflegt. Eindringlich wird immer wieder eine steile, endlos lange triste Treppe eingeblendet, Sinnbild amerikanischer Karriere. Doch Arthurs Leben ist ganz unten.

Filmkritk vom "Joker" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

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Der charismatische Song „That´s My Life“ wird zur traurigen Parodie. Als Werbeclown wird Arthur ignoriert und malträtiert. Jugendliche schlagen ihn ohne Grund brutal zusammen. Danach geht er nur noch schief, kann ohne Tabletten nicht mehr leben und ist seinen Lachkrämpfen wehrlos ausgeliefert, die ihn immer öfter  zum irren Außenseiter degradieren.

Glücklich und ausgeglichen wirkt er trotzdem, sobald Menschen auf ihn nett reagieren, ihn wahrnehmen,  immer ein Clown zu Grimassen und Späßen  aufgelegt. Als Belästigung zurückgewiesen, beleidigt  lösen seine Synapsen an Wahnsinn grenzende Lachanfälle aus, die wiederum die Mitmenschen irritieren, verschrecken, Gewalt provozieren.

Großartig gelingen Joaquin Phoenix diese blitzschnellen Persönlichkeitswechsel, durch die der Zuschauer die Story ganz aus der  Perspektive Arthurs  erlebt.

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Man beginnt die Ungerechtigkeit gegenüber Arthur zu empfinden, begreift, dass sich dieser Arthur wehren muss, dass er zurückschlägt, schießt. Wenn Arthur, gerade gekündigt noch in seinem Arbeitsdress als Clown drei hippe Peiniger in der U-Bahn in Notwehr tötet, fühlt er sich befreit, scheint sein dürrer Körper fast zu schweben. Beschwingt tänzelt er davon und gewinnt für wenige Augenblicke seine natürliche Freundlichkeit zurück. Medial wird der  mordende Clown zum Monster, von den Unterprivilegierten stilisiert, kopiert, zur Projektionsfläche.

Je schlimmer das Schicksal es mit Arthur treibt, als selbst die schön geglaubte Kindheit sich als brutal und verlogen enthüllt, desto besinnungsloser beginnt Arthur zu töten. Jeder Enttäuschung folgen Morde aus dem Affekt und die weiße Schminke wird  zum Schluss  zur Maske, hinter der sich sein wahres Ich, das des Mörders versteckt.

Raffiniert verwebt Philipp Todd die familiäre Tragödie mit der politischen Verlogenheit und Parolen zur Bürgermeisterwahl und den täglichen Talk-Runden als Amen gesellschaftlicher  Aburteilung oder Anerkennung. Kein Wunder, dass Arthur seinen erträumten medialen Miniauftritt in der Murray-Show zum großen Event stilisiert, doch ganz anders als erwartet. Auf Wunsch als „Joker“ tituliert und vorgestellt, pointiert Philip Todd einmal mehr die Dummheit der Dummheit des Moderators, der keine Bezüge herstellen kann. Statt einer witzigen Einlage stellt der Joker  das System als Ganzes mit einer einzigen Frage in Frage. „Wer bestimmt hier was Tragödie und Komödie ist, was witzig ist, was nicht?

Dieser Arthur, der so gern ein richtig guter Comedian geworden wäre, wird zum tragisch sympathischen  Helden der vom Leben Enttäuschten und eine Lawine mit Mitläufern, die unter der Clownsmaske nicht zu unterscheiden sind.

Konzeptionell, schauspielerisch eine umwerfende Gesellschaftsanalyse.