©Neue Visionen Filmverleih
Thibaut, ein gefeierter Dirigent, bekommt Leukämie. Auf der Suche nach einem Blutspender stellt sich heraus, dass er „nur“ ein adoptierter Sohn ist und noch einen Bruder hat, der in einer Blaskapelle Posaune spielt. Die sozialen Unterschiede sind groß, aber…
über die Freude an der Musik entwickelt sich ein inniges Verhältnis zwischen Thibaut und Jimmy. Nicht die Krankheit steht im Mittelpunkt, sondern die menschlichen Beziehungen, möglich nur durch das großartige Casting, musikbegabte SchauspielerInnen und LaiInnen. Das Blasorchester von Walincourt gibt es tatsächlich, genauso den Probenraum. Benjamin Lavernhe wurde vom Komponisten Michel Petrossian gecoacht, Pierre Lottin lernte eigens das Posaunespielen. Regisseur Courcol gibt allen Raum ihre Persönlichkeit zu entfalten und gerade durch kleine Details die todernste Ausgangslage vergessen zu lassen. Subtil verbindet er das Tragische mit dem Komischen, klassische Musik und Popsongs, Realität und Hoffnung.
Nach Thibauts Knochenmarksaustausch balanciert die Geschichte an sozialen Bruchstellen und menschlichen Direktheiten entlang, die zu dramatischen Missverständnissen führen und trotzdem immer wieder durch eine spontane Herzensregung gelöst werden können. Warum der Film so berührt, liegt aber auch zu einen Großteil an der Musik. Die Innigkeit der klassischen Musik fern populärer Konzertprogramme trifft mitten ins Gemüt und vermittelt, wie sich die energetische Emotionalität des Dirigenten in lakonischen, ganz subtilen, sehr respektvollen Anweisungen auf jeden einzelnen Musiker überträgt. Die Dissonanzen im Blasorchester spiegeln ein herzhaftes Gegenmodell, ein fröhlich derbes Durcheinander, bei dem die Meinungen aufeinander knallen, sehr direkt bis zur Häme kritisiert wird, man aber danach trotzdem fröhlich feiert. Eine dritte Ebene eröffnen die beiden Brüder. Wenn sie gemeinsam am Klavier jazzen, offeriert sich ihre Seelenverwandtschaft über die gemeinsame DNA hinaus als lebensfrohes Zueinanderfinden. Das Leben der Brüder mutiert zur Achterbahn, steil bergauf und bergab, worauf es ankommt, ist aber nicht der Erfolg, sondern die Innigkeit und das Füreinander-Einstehen der Menschen, indem sie einfach ihrem Herzen folgen, sich ihrer Sache hingebungsvoll widmen und wenigstens davon träumen, dass alles gut wird.
„Die leisen und die großen Töne“ ist ein gelungener Unterhaltungsfilm mit französischem Charme und britischem Humor, gleichzeitig ein gekonnter Musikfilm, der vorurteilsfrei und liebevoll die Türen für unterschiedlichste Musikstile öffnet.
Außer Konkurrenz eingeladen feierte er bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes seine Uraufführung und wurde inzwischen bei den Filmfestspielen in Emden-Norderney, im bayerischen Oberaudorf, bei den Französischen Filmtagen in Bonn und beim Internationalen Filmfestival von San Sebastian ausgezeichnet.
Künstlerisches Team: Emmanuel Courcol (Drehbuch, Regie), Irène Muscari (Drehbuch), Maxence Lemonnier (Chef-Kameramann), Guerric Catala (Chef-Cutter), Christel Birot (Chef-Kostümbildnerin), Charlotte Lequeux (Make-up), Michel Petrossian (Komponist)
„Die leisen und die lauten Töne“ sind ab 26. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen.
Mit: Benjamin Lavernhe, Pierre Lottin, Sarah Suco, Jaques Bonnaffé, Clémence Massart, Anne Loiret u. a.