©Luftkind Filmverleih, 2024
Über Statements vor allem von Madeleine Albright, Colin Powell, Hillary Clinton, Ben Rhodes, Samantha Power, Antony Blinken, Barack Obama prallen die unterschiedlichen Standpunkte zwischen Gewissensfragen, strategischen Kalkulationen aufeinander und spiegeln 40 Jahre US-Außenpolitik anhand von Ruanda, Irak, Kuwait, Libyen und Syrien. Dabei kristallisiert sich immer mehr heraus, dass der Schutz des Lebens wie in der UN-Charta vereinbart zwar an erster Stelle steht, aber der Anspruch Großmacht zu sein und zu bleiben, das wichtigste Argument bei Interventionen ist. Alles, was Schwäche signalisieren könnte, ist zu vermeiden.
Gleichzeitig wird deutlich, dass es jede Regierung mit unvollkommenen Menschen und unvollkommenen Informationen zu tun hat und entsprechend auch die Lösungen unvollkommen sind. Immer wieder ziehen sich Bündnispartner im letzten Moment zurück und es stellt sich die Frage, ob die USA die ganze Verantwortlichkeit übernehmen können, wobei es eben nicht nur um die militärische Unterstützung, sondern auch um den Wiederbau danach geht.
Der Film läuft unter der Kategorie Dokumentation ist dennoch titeladäquat ein partiell bewusst inszeniertes Drama. Immer wieder massakrierte Zivilisten im Zoom, Väter und Mütter um ihre Kinder weinend, die Kamera auf die schießenden Militärs und die Massengräber, untermalt mit traurigem Sound schüren Emotionen wie die Kulissen in einem Hollywood-Epos. Allerdings heroisiert Dror Moreh die USA nicht, zu widersprüchlich sind die Argumente, zu nachdenklich ist die Stimmung. Nicht zuletzt durch Obamas bedrücktes Mienenspiel, sichtbar mit sich selbst ringend wird deutlich, dass es keine Ideallösung gibt. Der Schluss blendet wie zu Beginn die UN-Charta ein. „Das Leben zu schützen“ ist die friedliche Botschaft dieses Films, die durch militärisches Eingreifen allerdings ins Gegenteil verkehrt wird. Ein unüberwindlicher Widerspruch? Angesichts der globalen Konflikte stellt diese Fragestellung die Weichen für unsere Zukunft.
Dror Moreh (geb. 1961), ist ein israelischer Regisseur und Filmproduzent. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er als Kameramann bei israelischen Film- und Fernsehproduktionen. 2008 war er mit dem abendfüllenden Dokumentarfilm „Sharon“ erstmals als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent tätig. Der Film über den früheren israelischen Premierminister wurde in der Panorama-Sektion auf der Berlinale 2008 gezeigt. Mit seinem zweiten Dokumentarfilm „The Gatekeepers“ (2012) über ehemalige Mitglieder des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet gewinnt Dror Moreh internationale Anerkennung und eine Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm bei den Oscars 2013. Es folgten die Weltpremieren beim Telluride Festival „The Human Factor“ (2019) und „Kulissen der Macht“ (2022).
Ab heute ist „Kulissen der Macht“ in den deutschen Kinos zu sehen.