"Kultur macht glücklich"


Dokumentarfilm – „Auf der anderen Seite des Flusses“ 

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Dokumentarfilm – „Auf der anderen Seite des Flusses“ 

©DOKfest

Militärischer Drill wird selten spürbar. Zwischen den Trainingseinheiten lachen und singen die jungen Frauen, in das sich ganz dezent militärisches Kriegsrauschen mischt. Noch werden die Visionen nicht mit der brachialen Realität konfrontiert. Die Kamera entdeckt Szenen, in denen diese Frauen sehr mädchenhaft fröhlich oder liebevoll wirken. Aus Lehm modellieren sie die kleine Tonfiguren und sehnsüchtig betrachtet Hala ihrer Schwestern auf den Handyfotos. Immer wieder blitzt in Halas Augen mädchenhafter Charme auf.

Die Erzählerin hält sich zurück, erklärt nur kurz den Plot, die Zeitsprünge, stellt kaum Fragen. . Die Realität wird in den Filmsequenzen und  Geschichten der jungen Frauen deutlich, geschlagen, geprügelt, gesteinigt. Hala bringt es auf den Punkt. „Nicht die Frau ist schuld, sondern die Gesellschaft“

Voller Freude wie ein Schulzeugnis nimmt Hala ihre Abschlussurkunde in die Hand und kehrt zurück über den Euphrat  in ihre zerbombte Heimatstadt Manbij ,wo sie eine Anstellung bei der Polizei erhält und bald darauf eine Gehaltserhöhung. Der Traum einer eigenen Wohnung geht in Erfüllung. Jetzt kann sie ihre Schwestern zu sich holen. Zu Hause wird gerade eine Schwester verheiratet. Der Vater klagt über die Schande, die Hala über die Familie gebracht hat. Die Mutter sieht in einer Heirat Halas den einzigen Weg, diesen Makel wieder loszuwerden. Als eine weitere Schwester verheiratet werden soll, eskaliert die Situation.

Was geschah, erfährt das Filmteam erst später und offenbart sich im Disput zwischen Hala und ihrer Vorgesetzten. Hala bedrohte die eigene Familie mit Handgranate und Kalaschnikow. Sier  sieht ihr fanatisch aggressives Handeln kaum ein. Sie will weiterkämpfen für die Freiheit.

Ohne zu kommentieren zeigt der Film die Gratwanderung zwischen Vision und Realität, Freiheit und didaktorischem Dogmatismus. 

Frank Müller, Guevara Namer und Antonia Kilian für „On The Other Side of The River“ mit dem Dokumentarfilm-Produktionspreis auszuzeichnen, war eine sehr gute Wahl.