©Raluca Munteanu
Ein Obdachloser sammelt Müll im Wald vorbei an animierten Drachen, Symbol des Kapitalismus. Er nimmt nur mit…
was Geld einbringt, und kickt anderen Müll zornig weg. Zwischen sozialem Horror und satirischer Übertreibung präsentiert der rumänische Regisseur Radu Jude einen pointierten Film über die Rigorosität des Staates, rumänisch-ungarischen Rassismus und zunehmend menschliche Kälte, wodurch der Film zur Parabel für den globalen Zustand unserer Existenz wird.
Der Obdachlose haust mit seinen Mullfunden in einem Keller, der geräumt werden muss, weil das Haus „Kontinental“ in ein modernes Hotel umgebaut werden soll. Als Orsolya, die Gerichtsvollzieherin, keine weitere Verweildauer genehmigt und darauf besteht, dass er in den nächsten 20 Minuten seine Bleibe verlässt, erdrosselt er sich mit einem Draht am Heizkörper. Orsolya ist zwar juristisch im Recht, fühlt sich trotzdem mitverantwortlich. Sie ist so mitgenommen, dass sie ihren Mann und ihre beiden Kinder nicht in den Urlaub begleitet. In Gesprächen sucht sie Hilfe, wird stattdessen über eine Freundin mit Rassismus konfrontiert. Ein ehemaliger Student belustigt sie mit buddhistischen Weisheiten. Nach exorbitantem Alkoholgenuss und Sex geht es Orsolya noch schlechter. Ihre Frage nach Gerechtigkeit des Lebens wiegelt der Pfarrer mit fadenscheinigen Glaubensappellen ab.
Die Kamera schwenkt indes in immer längeren Einstellungen auf die rege Bauentwicklung der Stadt, die das soziale Auseinanderdriften der Bevölkerung dokumentiert. Wirkliche Hilfe findet Orsolya nirgends, nur Zynismus. Es ist kein spannender, aber tiefgründiger Film, der Raum für eigene Gedanken gibt.
Künstlerisches Team: Radu Jude (Drehbuch, Regie)
Mit: Eszter Tompu, Gabriel Spahiu, Adonis Tanta, Șerban Pavlu, Oana Mardare, Annamária Biluska u.a.