©Tanit Filmes. Midi La Nuit, Instinct Bleu
„Wem ich gehöre?“ reflektiert, wie schnell junge Menschen die Orientierung verlieren, wenn sie sich zu Hause nicht wertgeschätzt fühlen. Der Vater-Sohn-Konflikt wird zum Auslöser für den politischen Irrweg. Der Vater gibt indes der zu sehr verwöhnenden Mutter die Schuld. Geschockt von den Vorwürfen schneidet sie sich in die Hand. Eine Wunde, die nicht heilen wird und wie viele andere Details die „Schatten unter uns“ mythologisch verdichten. Als nur der älteste Sohn mit einer geheimnisvollen, schwangeren Frau zurückkehrt, beginnt das wahre „Erwachen“, verschwimmen Realität und Albträume immer öfter. Nicht Worte, sondern magische Bildsequenzen vermitteln das Geschehen und der Vater erkennt, „ohne Familie bin ich ein Nichts“.
Vincent Gonneville weiß um die Kunst der Standbilder, die er mit den Farben und Texturen der Landschaft sehr emotional und symbolträchtig unterlegt. In Großaufnahmen fokussiert er auf die harten Lebensbedingungen zwischen Steilküste und Trockensavanne, noch mehr auf die glühende Emotionalität der Figuren, auf ihre angespannten Hände und ihre suchenden Augen. Die Mutter, von Salha Nasraouri, mit charismatischer Aura gespielt, glüht regelrecht vor Liebe und kämpft um ihren Sohn bis zur letzten Minute. Stumm, immer vom Niqab verhüllt, verwandelt sich die fremde Frau (Dea Liane) mit ihren wasserblauen Augen in eine Nemesis, vor der sich sogar der zutrauliche jüngste Sohn instinktiv fürchtet. Inhaltlich, szenisch und kameratechnisch ist „Wem gehöre ich“ wohl der wuchtigste Film in der Rubrik des „Wettbewerbs“.
Künstlerisches Team: Meryam Joobeur, Drehbuch, Regie, Produktion), Vincent Gonneville (Chef-Kameramann),
Mit Salha Nasraoui, Mohamed Grayas, Chader Mechergui, Malek Mechergui, Mohamed Hassine Grayaa, Dea Liane, Adam Bessa, Rayene Mechergui, Mariem Ilassi Akkari, Neji Kanaweti