Berlinale  – Laurent Larivières neuer Film „A propos de Joan“ mit Isabelle Huppert 

©Michaela Schabel

Die Geschichte ist nicht so simpel, wie sie zunächst scheint. Ein junges Mädchen verliebt sich in einen Straßendieb. Die Emotionen sind groß, selbst als beide verhaftet werden. Doch das Leben führt sie auseinander. Ständig wechseln die Zeitebenen. Sie zeigen Joan als ältere Frau, die sich immer wieder an ihre erste Liebe erinnert, sehr quirlig, unbeschwert und ungehemmt leidenschaftlich von Freya Mavor gespielt. Joan bekommt ein Kind, erlebt, wie die Mutter den Vater wegen eines japanischen Liebhabers verlässt, wird eine renommierte Verlegerin, in die sich ein erfolgversprechender Autor (Lars Eidinger) grenzenlos verliebt. Doch im Zentrum steht Joan in Gedanken an ihren Sohn als Kind, Jugendlicher, Erwachsener, der sie verlässt und der wieder in das herrliche Landhaus seiner Kindheit zurückkehrt. Dazwischen leuchten Joans Albträume ihre unterbewussten Seelenzustände surreal aus, rasende Begierde im Liebesspiel mit einem Riesen-Tintenfisch oder alleingelassen schwimmend in einem umnebelten Gewässer ohne irgendeinen Halt zu finden.

Lariviére kreiert wunderbare Szenen zwischen Traum und Wirklichkeit, in denen Isabelle Huppert in einzigartiger Expression immer neue Facetten dieser Joan herauskristallisiert. Man versteht, dass dieser Autor von dieser Liebe zu Joan nicht loskommt, sich alkoholisiert als Enfant Terrible der Lächerlichkeit preisgibt. Doch am Schluss beginnt man zu verstehen, warum Joan so abweisend ist, ihm das gemeinsame Erstürmen der Himmelstreppe, gefilmt in Berlin, zumindest vorerst  vorenthält.

© 72. Internationale Filmfestspiele, 247films

Man muss diesen Film eigentlich nicht gesehen haben. Aber Isabelle Huppert in „A propos de Joan“ nicht erlebt zu haben, wäre ein Versäumnis.