©Michaela Schabel
Im Winzerdorf Sörnewitz bei Meißen erwarben die Eltern die Weinanbauflächen und Wirtschaftsgebäude, restaurierten ein altes Fachwerkhaus und ein Kellergebäude aus dem Jahr 1819 bzw. 1874, rekultivierten ab 1990 fünf Hektar Weinberge am Meißner Klausenberg, Sachsens kleinste Einzellage, und am Meißner Kapitelberg, erweiterten die Hofanlage, als der Nachbarhof zum Verkauf anstand. Der Terrassenanbau des Weins, von Trockensteinmauern gestützt, prägt auch hier die Optik dieser herrlichen Bergbaulandschaft des Elblandes.
Das „Weingut Schuh“ produziert Weine in ökologischer Qualität und zusätzlich Naturweine. In der ehemaligen Scheune ist inzwischen ein Hochregallager mit einer Lagerkapazität für 100000 Flaschen.
Auf Ökolabel verzichtet Matthias Schuh inzwischen. Die Kosten für die Zertifizierung spart er für wichtigere Dinge. Seine Abnehmer wissen ohnehin, dass er zu den wenigen ökologischen Weinbauern zählt. Von 100 Kleinwinzern sind es allemal fünf.
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Matthias Schuh hat den ökologischen Landbau in Neuseeland kennen und schätzen gelernt. Es ist ihm wichtig, dass sich Monokultur und Artenvielfalt nicht ausschließen, der Naturkreislauf und damit auch die Bodenqualität erhalten bleibt. Deshalb verzichtet er komplett auf Herbizide und Kunstdünger. Stattdessen lässt er Inkarnatklee als Bodendüngung wachsen. Schafe weiden den Klee ab.
Matthias Schuh strahlt. „Hier fühle ich mich richtig aufgehoben.“ Er strahlt zurecht. Seine Weine werden inzwischen in allen Dresdner Sterne-Restaurants kredenzt, denn seine Weingärten in Monopollage am Meißner Klausenberg bieten mit den verwitterten Granitböden und verschiedenen Hanglagen beste Bedingungen für gute Weine. Wind und Sonne trocknen die Weinstöcke nach Regen schnell.
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Durch 20-jährige Erfahrung weiß Matthias Schuh ganz genau, wo welche Rebe am besten gedeiht. „Jeder Berg hat sein Aroma“. Ganz besonders gut gedeihen hier Traminer, Weiß- und Grauburgunder. Riesling und Blauburgunder sind weitere Premiumsorten, ebenso die regionalen Spezialitäten wie der leichte Goldriesling, der Schieling, ein sächsischee Rotling. Matthias Schuh ist der einzige, der aus Dunkelfelder-Reben einen sortenreichen, gehaltvollen Rotwein mit langfristigem Lagerpotential keltert. 35 % der Weinberge zielen auf Rotwein. Damit liegt das „Weingut Schuh“ weit über dem Durchschnitt der sächsischen Rotweinproduktion, die zwar seit 2001 stetig etwas angestiegen ist und sich nach leichtem Rückgang ansteigt insgesamt bei 18 Prozent eingependelt hat.
Die Arbeit in extrem steiler Hanglage ist mühsam, weil Maschinen kaum einsetzbar sind, und deshalb der Arbeitsaufwand fünfmal so lang ist wie im Flachland. Mitarbeiter zu finden ist schwierig. „Weinbergwinzer, heißt es, haben ein längeres und ein kürzeres Bein, um im Gelände arbeiten zu können“, erzählt Matthias Schuh lachend. Er liebt seine Arbeit.“Der Weinbau ist mein Hobby, da spielt Zeit keine Rolle.“
Die Trauben werden sofort nach der Weinlese schonend und nur mit Zugabe von Naturstoffen vor Ort verarbeitet. Matthias Schuh verzichtet auf Schönungen, das Aroma des Weins entsteht durch die Arbeit im Weinberg. Der Wein wird entschleunigt, er bekommt genügend Zeit bei der Gärung bis zur optimalen Reife. Rotweine und ausgewählte Weißweine werden in Holzfässern aufgebaut, die Mehrzahl der Weißweine in Edelstahltanks, und nach der Abfüllung mit Naturkorken höchster Qualität verschlossen.
Matthias Schuh weiß, wie Leben Freude macht. „Wein ist kein Getränk, sondern ein Erlebnis“, so der Werbeleitspruch der Schuh-Familie. Der Wein bildet viele Lebensmomente ab, von frisch und fröhlich bis klar und charakterstark, „immer mit Seele“.
Auf dem Motorrad kurvt Matthias Schuh täglich zu seinen Weinbergen hinauf. In schöner Höhenlage mit Blick hinunter auf die Elbe bewirtet er ganz leger, aber herzlich Gäste, die Familien- und Firmenfeste feiern wollen.
In seinem romantischen Hof können Gäste bei einem Glas Wein verweilen. Im Weinkeller gibt es Weinverkostungen und weinthematische Veranstaltungen. Bei Weinbergwanderungen erklärt er alles Wissenswerte um den Weinbau. Er ist mit dabei, wenn in Sachsen der „Tag des offenen Weinanbaus“ gefeiert wird und einmal im Jahr gibt es das „Rock´n´Roll-Hoffest“. Nicht nur wer zu viel getrunken hat, kann auf dem Hof übernachten. Die drei großräumigen, komfortablen Pensionszimmer wurden vom Deutschen Tourismusverband mit fünf Sternen ausgezeichnet. Daneben gibt es schlichtere Zimmer über dem gutseigenen Weinrestaurant „Zur Bosel“ mit regionaler, saisonangepasster Küche und abgestimmten Weinen.