„Der Pate von Berlin“ – Autobiographie von Mahmoud Al-Zein

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©Droemer Verlag

Vom militanten „Sturm“ in Beirut in den „Neubeginn“ im deutschen Asylantenwohnheim über die „Macht“ auf den Berliner Straßen bis zur „Abrechnung“ mit der Polizei gibt Al-Zein in vier Kapiteln über fast vier Jahrzehnte Einblick in sein bewegtes Leben zwischen Bandenkriegen, Security-Diensten und Knast. 

In den 80er Jahren ging es in Berlin heiß her. Die Bandenkriege in Berlin-West nahmen enorm zu. Als die Mauer fiel, wurden die Karten neu gemischt. Die zweite Migrationswelle führte zu neuen Imagekämpfen mit Albanern und Kurden. Al-Zein griff mit harten Bandagen durch. Nicht die Polizei, er befriedete die konfliktträchtige Szene rund um den Breitscheidplatz inklusive des kriminellen Hotspots des Europa-Center. Unternehmer aus dem Disko- und Rotlichtmilieu schätzten seinen Security Service. Für sie war Al-Zein der mächtigste Mann Berlins, der „Pate von Berlin“. 

Mit neun Kindern, etlichen zugewanderten Familienmitgliedern und Hunderten von Freunden wurde Al-Zeins Clan 2000 Mitglieder stark, die Hochzeit seines Sohnes mit 200 Bikern aus ganz Deutschland, eskortiert von der Polizei zum Massenspektakel. Doch mit der zunehmenden Öffentlichkeit und durch das damit einhergehende mediale Interesse begann Al-Zeins Abstieg. 

Bei allen Auf und Abs gibt sich Al-Zein in seinem Buch betont wertbewusst, zitiert immer die ethischen Werte seines Vaters und Onkels, die angesehene Schlichter in Beirut waren. Zuhören, reden, eine zweite Chance geben war Al-Zeins Devise. Wer ihn respektierte, den respektierte er auch, egal welcher Herkunft und womit er sich sein Geld verdiente. Wer allerdings Respekt und Vertrauen enttäuschte, die Ehre verletzte, hatte mit härtesten Konsequenzen, mit Krieg zu rechnen.

Al-Zein setzt sich selbst stets bestens in Szene. Sogar im Knast bleibt er der Star umgeben von seinen „Brüdern“. Mit seiner Kritik an Polizei, Bürokratie und Richtern, an einfallsloser Verzögerungstaktik, überforderter Unfähigkeit und bestechlicher Manipulation trifft er allerdings voll in die Mitte einer misslungenen Integrationspolitik.

Obwohl Al-Zein nach seiner Verurteilung 2003 selbst spürte, dass seine Zeit in Berlin vorbei war, wirkte sein Vorbild bis in die Clan-Serie „4 Blocks“ weiter. Er selbst wehrt sich gegen diese Kopie. Seine Antwort ist sein Buch, das ungebrochen selbstbewusst endet. „Das Original bin ich.“ 

Dass Al-Zein als Ausblick auf der letzten Seite seiner Autobiografie zugibt „Illegale Geschäfte bringen nichts“ und er stolz damit prahlt, wie seine Kinder über Autos, Immobilien und Security legal ihre Existenz sichern, verdeutlicht die Doppelbödigkeit dieser Autobiografie, die rechtswidrige Machenschaften der arabischen Clans unter Vorgabe von Ehre und Recht zu rehabilitieren versucht. Die Autobiografie, so spannend sie zu lesen ist, erweist sich als Bumerang, zeigt sie doch wie  gesellschaftlich unterminierend die Clans agieren.