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Mit Ausnahme der etwas flachen „Gesammelten Gedichte über die Yakult Swallows“, eine Hommage an Murakamis Lieblingsbasketballmanschaft, die er nach seinem ersten Roman 1983 privat veröffentlichte, entwickeln alle anderen Geschichten den magischen Reiz eines unlösbaren Geheimnisses. Das beginnt „Mit einem Kissen aus Stein“ japanischen Tankas, Mini-Gedichten, die ihm eine Zufallsbekanntschaft schenkt und endet mit der Titelgeschichte „Erste Person Singular“ mit einem äußerlichen Persönlichkeitswandel, der die innersten Sehnsüchte und Ängste in traumatischen Symbolbildern freilegt.
Die Frauen spielen in fast allen Geschichten eine große Rolle. Sie sind bei Murakami nicht besonders schön, einmal sogar ausgesprochen hässlich, aber sie fallen durch ihre elegante Kleidung auf, betören durch ihre besondere Aura, in denen sich die Seele spiegelt. In „Carnaval“ beginnt eine hässliche Frau in intensiven Gesprächen über Musik eine latente Schönheit zu entwickeln, die nach kontaktlosen Jahren von ihrem Doppeleben als kriminelle Investment-Managerin überschattet wird.
Die originellste Geschichte ist zweifelsohne das „Bekenntnis des Affen von Shinagawa“, der bei Menschen aufgewachsen ist, sprechen, aber keine Frauen lieben kann, weshalb er ihnen einen Gegenstand stiehlt, dessen meditative Betrachtung ihm Befriedigung seiner Bedürfnisse schafft, nicht ohne Wirkung auf die Frauen, was an dieser Stelle nicht verraten wird.
Haruki Murakami „Erste Person Singular“, DuMont Verlag, Köln 2021, 209 Seiten