Cornelia Künne und Daniel Kampa (Hg) „Leonard Cohen So long. Ein Leben in Gesprächen“

Buchrezension "Leonard Cohen So long. Ein Leben in Gesprächen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Leonard Cohen wurde 1934 als Sohn einer engagierten jüdischen Einwanderungsfamilie in Kanada geboren. Er wuchs zwar mit den jüdischen Ritualen auf, hatte aber immer die Freiheit andere Denkweisen kennenzulernen und auszuprobieren Die Liebe zur Poesie und Sprache entdeckte er schon als Kind in den jüdischen Schriften. Sie wurde zum Fundament seines Schreibens und Dichtens. Trotz seiner Popularität konnte er von seinen literarischen Publikationen nicht leben, weshalb er sich sehr spät, über 30 Jahre alt, entschloss Musiker zu werden, obwohl er wusste, „eine gute Stimme hatte ich nicht, und mein Gitarrenspiel war lausig.“

Sehr offen spricht Leonard Cohen  über seine Exzesse, seine jahrelangen Depressionen, aus denen sich schließlich sein schlichtes, sehr diszipliniertes Leben entwickelte, das er immer stärker der Kunst widmete, so dass für ein Privatleben kein Platz mehr blieb. Ganze Notizbücher schrieb er voll, bis er mit einem Text zufrieden war. Immer auf der Suche nach dem Besten, was er geben konnte, entstanden zu jedem Song mehrere Versionen, bevor er den Song musikalisch einspielte. 

Im Idealfall stand Leonard Cohen um 4:30 Uhr auf, ging in eine Meditationshalle und konzentrierte sich auf einen Song, den er zwei Stunden später auf dem Schreibtisch bearbeitete. Aus Bildern, nicht aus Ideen, entwickelte er „Zustände der Empfindsamkeit“. Er wollte offenbaren, nicht konfrontieren. Details waren ihm dabei sehr bedeutsam, weil sie den Songs seiner Meinung nach erst eine Authentizität verliehen. Auch beim Komponieren galt das Prinzip des Einfachen. Erst wenn der Song ganz fertig war, wagte er den Gang ins Aufnahmestudio. Er freute sich, wenn seine Songs gecovert wurden. 

Das Kapitel der Frauenheld Leonard Cohen wird ausgeklammert. Die weiteren Schwerpunkte liegen bei Religion und Demokratie. Im Gespräch mit Arthur Kurzweil (1994)  wird deutlich, warum Leonard Cohen  nie gegen das Judentum und die Familie revoltieren musste, denn seine Eltern praktizierten den Glauben auf einem sehr hohen und sozialen Niveau, Er probierte zwar alles, von der kommunistischen bis zur republikanischen Partei, von Scientology bis zur Zen-Meditation, aber das Fundament blieb die Poesie der Thora. „Sie ist ein Lebensbaum für die, die sie begreifen.“ In den biblischen Bildern, dort, „wo die Landschaft in Flammen steht“ erklärt Leonhard Cohen seinem Gesprächspartner Alberto Manzano (1993) seine  Inspirationsquelle zum Schreiben und da die Liebe zu den Menschen auch die Basis jeder  Demokratie und Kultur ist, war für Leonard Cohen die Demokratie die größte Religion, die Liebe der Sinn des Lebens. 

Buchrezension "Leonard Cohen So long. Ein Leben in Gesprächen präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Cornelia Künne und Daniel Kampa (Hg): „Leonard Cohen So Long. Ein Leben in Gesprächen“, Kampa Verlag, Leipzig S.182