Axel Bojanowski „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“. Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft

Buchkritik Axel Bojanowski „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Früher hatten die Kinder vorm schwarzen Mann Angst, heute vom Klimawandel. Die von Greta Thunberg initiierte „Friday for Future“-Bewegung führte zu einer Klimahysterie ohnegleichen. Apokalypse prognostizieren die einen, die anderen bagatellisieren. Der Klimawandel ist nichts anderes als ein Trojanisches Pferd. Die Ergebnisse der Wissenschaft wurden von Klimafanatikern und Politikern missbraucht. 

In 53 kurzen, sich teilweise überschneidenden Kapiteln erhellt Axel Bojanowski die Argumentationen des Klimawandels in den letzten 50 Jahren, vor allem die politischen und ökonomischen Interessen dahinter inklusive der Rolle der Medien mit ihren apokalyptischen Schlagzeilen. Die Lektüre macht nachdenklich, gerade weil sie beide Seiten zeigt und die argumentativen Mängel und Manipulationen benennt…

©Westend Verlag, 2024

Schon die ersten Klimaforscher kamen in den 1970er Jahren zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Erwärmung oder Abkühlung auf eine neue Eiszeit? Jede Partei, jede Lobby holte sich die Meinung, die sie für ihre Zwecke benutzen konnte. Schritt für Schritt wurde der Klimawandel zur „Machtfrage“ und zum „wichtigsten Thema der Welt“, geschickt benutzt von den verschiedensten Interessen. 

Durch die Angst vor der Klimaerwärmung gelang es die Atomreaktoren als „saubere“ Energie zu etablieren. US-Präsident Reagan sah aufgrund der These eines sowjetischen Physikern, dass ein Atomkrieg eine Eiszeit bewirken könne, atomare Aufrüstung als bestes Abschreckungsmittel. Als nach dem Kalten Krieg sich Gut-Böse-Raster auflösten, Friedensdemonstrationen nicht mehr nachgefragt wurden, rückte der Klimawandel ins Zentrum der internationalen Politik. Die Spaltung in Ost-West- wandelte sich in einen ökologischen N-S-Konflikt, indem man die Konsumgesellschaften der westlichen und östlichen Industrieländer für den Klimawandel verantwortlich machte. Den Entwicklungsländern erlaubte man als Ausgleich für die erlittene koloniale Ausbeutung höhere Emissionen, um sich technologisch besser aufholen zu können. 

Die Forschungsergebnisse waren indes je nach Simulation der Experimente immer noch sehr widersprüchlich, oft viel zu hoch eintaxiert, denn die beobachtete Erwärmung hielt sich nach wie vor in den Grenzen der bisherigen Klimaschwankungen. In den USA beauftragten die Lobbyisten der fossilen Rohstoffe Wissenschafter, die den „menschengemachten Klimawandel“ in Frage stellten, da die natürliche Klimavariabilität seitens der Wissenschaft noch nicht erforscht worden war. Die Fronten über den Klimawandel spitzten sich zu. Man war dafür oder dagegen.

Über Geldzuweisungen wurden Wissenschaftler Zuarbeiter für die Politik. Wissenschaftler, die vom offiziellen Kurs ausscherten, ereilte die „Serengti-Strategie“. Sie wurden ausgeschlossen und gejagt. Forschungsgelder gestrichen.

Nobelpreisträger Klaus Hasselmann klärte 1997 über einen Indizienprozess die Schuld des Menschen am Klimawandel mit hoher Wahrscheinlichkeit. 40 Länder, v.a. europäische einigten sich darauf den Kohlendioxidausstoß zu verringern. Die USA traten nicht bei. 156 Länder blieben befreit. Michael Manns Klima-Erwärmungskurve in den letzten 1000 Jahren in Form eines Hockeyschlägers wurde zum Symbol eines eingängigen Klimawandels, das zwar wissenschaftlich immer wieder angefochten, ab 2009 durch eine große Klimaleugner-Kampagne im Rahmen von Climate-Gate torpediert wurde. Gruppenloyalitäten wurden wichtiger als wissenschaftliche Seriosität. Freunde durften auf Daten zugreifen, Feinde nicht. 

Politische Polarisierungen spiegelten sich immer stärker in den wissenschaftlichen Meinungen. Bei den Klimagipfeln wurden kritische wissenschaftliche Gutachten als „irreführend“ und „nicht repräsentativ“ abgetan. Man bekräftigte Zusammenhänge zwischen Erderwärmung und Hurricans, ohne dass die Forscher über die Hurricanvariabilität geforscht hatten. 

Die Zeit des Debattierens war vorbei. Es bildete sich regelrecht eine Industrie, um den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel zu bestätigen. Die Klimakonferenz setzte sich 2015 in Paris das ehrgeizige Ziel, dass die Erderwärmung bis 2100 nicht über 1,5 Grad steigen solle, um 2023 festzustellen, dass dies „nicht erreichbar“ sei, zumal die Verantwortlichkeit vor allem den Industrieländern zugeschoben wurde. 

2009 begann eine Gruppe US-amerikanischer Superreicher bei einem Geheimtreffen einen Masterplan entlang erneuerbarer Energien zu entwickeln, um das eigene Image als Weltverbesserer aufzumöbeln und dabei tüchtig zu verdienen. Dieses Konzept, durch Stiftungen großflächige Transformationsprozesse anzustoßen, wurde von der deutschen Stiftung Mercator kopiert, die wiederum, von Forschungsinstituten unterstützt, um ihre Glaubwürdigkeit zu untermauern, die Spuren zu den Unternehmen und Interessenverbänden zu verwischen, wobei hoch bezahlte Positionen Rückschlüsse auf instrumentalisierte Wissenschaftler zulassen. 

Die Medien spielen bei der Bewusstseinsbildung eine immense Rolle. „Grüner Journalismus“ protegiert die Klimaängste und die Forderungen der armen Länder nach Unterstützung bei Naturkatastrophen, die durch die Emissionen der Industrienationen ausgelöst wurden. Inzwischen wird in den Nachrichten jedes Wetterextrem mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht, ohne die Klimavariablen miteinzubeziehen. Überschwemmungen hängen in erster Linie von Bodenbeschaffenheiten und falschen Infrastrukturmaßnahmen ab. 

Margaret Klein Salamon, klinische Psychologin aus New York, Erbin des schwerreichen Erdöl-Unternehmers Paul Getty, gründete die Initiative „The Climate Mobilization“, dann den Climate Emergency Found, womit u.a. die „Letzte Generation“ in Deutschland finanziert wird, durch deren Klebeaktionen die Gesellschaft extrem gespalten und der Rechtsruck in Europa verstärkt wurde.

Wie jedes Klimamodell politisch zur Panikmache missbraucht wird, zeigt Bojanowski final am „RCP8.5“-Szenario aus dem Jahre 2008. Eine Prognose wie sich die globale Situation bezüglich des Meeresspiegelanstiegs bei höchster atmosphärischer CO2-Konzentration bis 2100 entwicklen wird. Dieses theoretische Konstrukt mit völligen überzogenen Werten, wie sich herausstellte, wurde durch neue Forschungsergebnisse revidiert. Doch diese alte Version wird bei Klimatagungen immer noch verwendet und sorgte in renommierten Magazinen zu Horrorszenarien. Auch wenn die planetare Grenze von 1,5 Grad Erderwärmung pro Jahr wissenschaftlich nicht haltbar ist, machte sie politisch Karriere. Politiker halten dagegen, dass planetare Grenzen nur ein Instrument,  ein „globaler Schiedsrichter“ sein sollen, um internationale Richtlinien zu erarbeiten. Dass die Erde auf die sogenannten Kipppunkte, unabwendbare Klimaänderungen, zusteuert, wie das Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ immer wieder beschwören, ist wissenschaftlich nicht belegt. Trotzdem griffen die Medien subjektiv gefärbte „Perspektiven“ von Wissenschaftlern auf und sorgten damit nicht nur für extreme Panikmache, ohne dass es dazu entsprechende Studien gab, sondern veranlassten 2021  durch die Verankerung des Klimaschutzes als Grundrecht in der deutschen Verfassung  einen radikalen Umbau der Gesellschaft und Ökonomie.

Kritische Stimmen monieren zurecht, dass gerade durch die künstlich verknappte Frist vorgegebener CO2-Einsparungen freiheits- und grundrechtsbeschränkende Eingriffe des Staats möglich sind. Gerade durch diese forcierte Transformation werden der jungen Generation unzumutbare finanzielle Belastungen aufgebürdet, die in die Armut führen können. Nur eine wohlstandserzeugende Energiepolitik wird international Nachahmer finden. Global betrachtet ist der Einfluss der deutschen CO2-Emissionen ohnehin vernachlässigbar. 

Axel Bojanowski arbeitet seit 1997 als Wissenschaftsjournalist. Sein Diplom an der Universität Kiel schrieb er über Klimaforschung. Er schreibt für Die Zeit, Natur, Geoscience, Geo Stern un die Süddeutsche Zeitung, war Redakteur beim „Spiegel“ , dann Chefredakteur bei „Bild der Wissenschaft“ und „Natur“. Seit August 2020 ist er Chefreporter für Wissenschaft bei „Welt. Bojanowski schrieb drei Sachbücher. „Nach zwei Tagen Regen folgt Montag und andere rätselhafte Phänomene des Planeten Erde“ (2012), „Die Erde hat ein Leck und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten“ und „Wetter macht Liebe. Wie Wind und Wolken unsere Gefühle verändern und andere rätselhafte Phänomene der Erde.“ 2024 wurde Bojanowski vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler für seine publizistischen Leistungen ausgezeichnet. 

Axel Bojanowski „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“. Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft, 286 S. Westend Verlag, Neu-Isenberg, 2024