"Kultur macht glücklich"


Alexander Batthyány – „Das Licht der letzten Tage – das Phänomen der Geistesklarheit am Ende des Lebens“

Veröffentlicht am:

von

Alexander Batthyány – „Das Licht der letzten Tage – das Phänomen der Geistesklarheit am Ende des Lebens“

©O.W. Barth Verlag, 2024

Mit jedem Tod geht eine individuelle Welt unter. Er ist das letzte Abenteuer, zuweilen mit großen Überraschungen. Gewinnen Menschen wie Demenzkranke infolge defekter Gehirnstrukturen ganz unerwartet…

ihr Erinnerungs- und Kommunikationsvermögen zurück, spricht man von terminaler Geistesaufklarung oder terminaler Luzidität. Es ist ein noch wenig erforschter Bereich zwischen Leben und Tod. 

Alexander Batthyány zählt zu den Pionieren dieses Phänomens, das er in seinem Buch „Das Licht der letzten Tage“ sehr ausführlich beschreibt. Jedes Erleben hängt mit neuralen Prozessen zusammen. Erlöschen diese, schaltet das Gehirn aus. Man ist tot. Batthyány beschäftigt die Frage, wie ist es möglich ist, dass Menschen mit neuralen Störungen plötzlich wieder alles klar erkennen können, wenn die Materie den Geist bestimmt. Oder könnte es auch umgekehrt sein, dass der Geist die Materie bestimmt?

Beginnend mit Einzelfällen setzte sich Batthyány schon als Student mit den Meinungen der GehirnforscherInnen John, Viktor E. Frankl und Elisabeth Kübler-Ross auseinander, immer unter dem Aspekt der Abhängigkeit des Ichs bzw. des Geistes von den neuralen Strukturen des Gehirns. Verändert sich das Gehirn beispielsweise durch die Einnahme von Medikamenten, kann es durch neurale Fehlsteuerungen zu extremen Persönlichkeitsveränderungen kommen. Andererseits gibt es immer wieder Beispiele von gehirnkranken Menschen, die kurz vor dem Tod Momente der Geistesklarheit, ein „letztes Aufleuchten“ erleben, obwohl das wegen der geschädigten neuralen Strukturen eigentlich gar nicht mehr möglich ist. 

Bhattyány beschreibt ausführlich, wie er durch Fragebögen eine Pilotstudie über aktuelle Fallberichte entwickelte. Gemeinsamer Nenner dieser Fälle war die Kürze des wiedererlangten Bewusstseins, dem schnell der Tod folgte.

In der Hauptstudie wandte sich Bhattyány an einen internationalen Adressatenkreis, um Länge der Wiederkehr, auslösende Trigger, die Sprache, Gesten und die psychologischen Auswirkungen zu erforschen, wobei er sich die exemplarische Darstellung Ergebnisse wegen der Wiederholungsstrukturen in die Länge zieht.

Interessanter sind seine Aussagen bezüglich der noch weniger erforschten Nahtoderfahrung, bei der sich bewusstlose Menschen während der Reanimation losgelöst von ihren Körpern hyperreal beobachten und später ganz genau beschreiben konnten, was mit ihnen geschah. 

Bringt man die Ergebnisse der terminalen Geistesaufklarung und Nahtoderfahrung zusammen, wird deutlich, dass beide die unterschiedlichen Seiten einer Medaille sind, zum einen von Familienmitgliedern von außen betrachtet, zum anderen vom Betroffenen direkt von innen aus erlebt. 

Um die Beziehung von Geist und Materie bzw. von Seele und Gehirn zu veranschaulichen, führt Batthyány eine sehr anschauliche Analogie des israelischen Physikers Avshalom Elitzur an. So wie der Mond die Sonne verdeckt, so könnte das Gehirn den Geist verdecken, der nur durch außerordentliche Ereignisse wie neurale Aussetzer, Bewusstlosigkeit, Meditation, Drogen-, Kunst- und Naturerfahrungen zu leuchten beginnt. Der Mond, sprich die Materie Hirn, hätte dann nur eine Schutz- oder Filterfunktion. 

Doch letztendlich gibt es noch kein wissenschaftliche Modell für die Geist-Gehirn-Beziehung. Es bleibt ein Geheimnis, da „wir nicht wissen, wer wir sein werden“. Batthyány sympathisiert mit der Existenz der Seele, woraus er final einen moralischen Imperativ im 

im Sinne von Sokrates formuliert. Ziel des Lebens ist es, etwas Gutes aus den uns anvertrauten Anlagen zu machen, damit „unsere Lebensgeschichte ein Beitrag der Welt wird, den es lohnt zu bewahren“, womit er von der naturwissenschaftlichen Analyse in den Glaubensbereich wechselt. 

Prof. Dr. Alexander Batthyány (*1971) ist Direktor des Viktor-Frankl-Forschungssinstituts für theoretische Psychologie und personalisierte Studien an der Péter-Universität in Budapest und lehrt an den Universitäten in Wien und Moskau. Er leitet das Pazmány-Viktor-Frankl-Institut in Wien und hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, die in zwölf Sprachen übersetzt wurden. 

Alexander Bhattyány – „Das Licht der letzten Tage – das Phänomen der Geistesklarheit am Ende des Lebens“, O.W.Barth Verlag, München 2024, 287 S.