Philipp Scheffners kreiert ganz besondere Filme. Es sind Filmessays, in denen er in dokumentarischen Situationen durch lange ruhige Sequenzen, präzise Kameraführung und subtile hörspielartige Tonspuren ganz dichte, völlige unerwartete Narrative entwickelt, die intellektuell rätseln und staunen lassen, emotional berühren, immer um wichtige gesellschaftspolitische Themen kreisen und dabei neue Wahrnehmungs- und Denkräume eröffnen…
Autor: Michaela Schabel
Bochum – Die neuen Live-Streams im Januar im Schauspielhaus

Das Schauspielhaus Bochum zählt in Corona-Zeiten zu den aktivsten Theater und bringt im Januar noch zwei interessante Life-Streams-on-Demand aus dem aktuellen Probenprogramm Eine rechtzeitige Reservierung empfiehlt sich. Die Vorstellungen sind immer ausverkauft…
Bochum – Canettis „Die Befristeten“ im Schauspielhaus

„Wir sind dankbar! Wofür? Es ist herrlich zu wissen, wann der Augenblick ist, dass wir uns trennen.“ Wirklich? Wie wäre es tatsächlich, wenn das Sterbedatum für alle bereits festgelegt wäre? Dieses experimentelle Gedankenspiel theatralisiert Elias Canetti in seinem Stück „Die Befristeten“.
Jeder Mensch hat eine Nummer, die sein Name ist, sein Lebensalter angibt und ihn gleichzeitig zur anonymen Nummer degradiert. Mit der Geburt ist auch „der Augenblick“ des Sterbedatums bekannt, das jeder in einer Kapsel um den Hals trägt. Johan Simons vom Schauspielhaus Bochum machte daraus einen spannenden, hochbrisanten Theaterabend, der nach der Premiere am 9. Juni, sieben Monate später am 9. Januar als Live-Stream als Geistervorstellung im leeren Schauspielhaus noch einmal zu sehen war…
München – Dreiteiliger Tanzabend „Paradigma“ in der Staatsoper

„Paradigma“, drei außerordentliche Beispiele aus der internationalen Tanzszene zwischen Ballett und modernem Tanz, präsentiert das Münchner Ensemble des Bayerischen Staatsballetts. Mit Russell Maliphants „Broken Fall“ (2003) kehrt die inzwischen zum Kult gewordene Choreographie ins Repertoire zurück, die 2012 das letzte Mal in München zu sehen war. „Bedroom Folk“, 2015 am Nederlands Dans Theater I uraufgeführt, bringt Sharon Eyals besonderen Tanzstil nach München. Den Abschluss bietet die Deutschlandpremiere Liam Scarletts neoklassisches Werk „With a Chance of Rain“ (2014) zur Klaviermusik von Sergei Rachmaninow…
Filme -„Feinde – Gegen die Zeit“ und „Feinde – Das Geständnis“, ein zweiteiliges Filmprojekt der ARD nach einem Text von Ferdinand von Schirach

Was ist Recht, was Gerechtigkeit? Gerechtigkeitsgefühl versus Gesetz? Oft empfindet man, was Recht ist nicht als gerecht. Genau um diese Fragestellungen geht es Ferdinand von Schirach, der seinen Beruf als Jurist gegen das Schreiben eingetauscht hat.
Mit diesen Fragestellungen hat er sich inzwischen im TV etabliert. Nach „Terror“ und „Gott“ nun gleich zwei Filme über denselben Tathergang aus zwei verschiedenen Perspektiven, um moralisches Gerechtigkeitsgefühl und juristisches Recht zu kontrastieren. Ferdinand von Schirach will über TV ein stärkeres Rechtsverständnis in der Breite vermitteln…
Bochum – „Asche zu Asche“ im Schauspielhaus

Eine Frau gibt stückchenweise Einblick in ihr Leben. Ein Mann hört ihr zu, hakt nach, insistiert, tappt trotzdem im Dunkeln, kann die Blitzlichter der Vergangenheit zu keiner Geschichte puzzeln.
Harold Pinters „Asche zu Asche“, 1996 als eines seiner letzten Stücke geschrieben, ist ein sehr offenes Stück mit vielen Pausen. Man sucht nach einem Schlüssel für die beiden Figuren, aber es gibt keinen. Es eröffnet sich keine psychologische Erklärung. Das Schweigen dagegen ermöglicht viele Assoziationen seitens des Publikums.
Inzwischen existieren von der Inszenierung von Regisseur Koen Tachelet drei Versionen, die Premiere im Januar vergangenen Jahres mit dem Publikum auf der Bühne, dann wegen der Hygienevorschriften für wesentlich weniger Zuschauer immer zweimal hintereinander über die Köpfe des Publikums hinweg im Zuschauerraum gespielt und seit dem zweiten Lockdown als Live-Stream im leeren Foyer. Durch die gute Kameraführung, durch Elsie de Brauw und Guy Clemens ausdrucksstarkes Spiels gelingt dennoch ein spannendes Kammerspiel…
Mittelweg 36 „Von einsamen Wölfen und ihren Rudeln. Zum sozialen Phänomen des Einzeltäters“ Heft 29

Aufgrund einer Serie aufsehenerregender Gewalttaten etablierte sich vor etwa zehn Jahren die Forschung über Einzeltäter. Bislang wurden terroristische Einzeltaten psychologisiert, durch Details der individuellen Biografie erklärt. Jetzt betrachtet man mehr das soziale Umfeld. Die Zeitschrift „Mittelweg 36“ veröffentlicht in ihrem Themenheft „Von einsamen Wölfen und ihren Rudeln“ acht Forschungstexte „Zum sozialen Phänomen des Einzeltäters“. Viele Aspekte sind inzwischen bekannt, trotzdem bringt die Lektüre vor allem immer wieder Interessantes, allerdings sind die Texte wegen der ständig methodischen, sich wiederholenden Überlegungen etwas sperrig zu lesen…
Jan Philipp Reemtsma „Helden und andere Probleme. Essays“

Jan Philipp Reemtsmas Essays sind intellektuell eine Herausforderung. In „Helden und andere Probleme“ belegt, kontrastiert, entwickelt er genussvoll seine Thesen mit seinem literarischen philosophischen und historischen Wissen, konstruiert präzise in entsprechend komplexen Satzgefügen seine Gedanken, allerdings nur geeignet für Leser mit ähnlich humanistischem Bildungshintergrund und der Lust an vielschichtigen, weit ausholenden Gedankenstrukturen und lateinischen Bildungsfloskeln, notabene, eines seiner Lieblingsvokabeln, für „Sapienti sat“, was soviel heißt, es bedarf keiner weiteren Erklärung für Eingeweihte, konzentriertes Lesen vorausgesetzt…
Dubai – „Stay, Play, Work“ – Urlaub machen und Arbeiten

Trotz der schwierigen Tourismussaison 2020 feierte Dubai die Jahreswende mit einem atemberaubenden Feuerwerk und einer Licht- und Lasershow des Burj Khalifa mit Auftritten von internationalen Künstlern wie KISS im Atlantis, The Palm, Dubai und DJ-Sets für jeden Geschmack. Den Tourismus zu fördern ist vorrangiges Ziel auch 2021. Dubai wirbt mit Sonne und menschenleeren Stränden, Komfort und Sport, um Urlauber und Unternehmer derzeit mit speziellen Angeboten in den kalten Wintermonaten für Dubai zu interessieren…
München – „La Strada“, „Viktoria und ihr Husar“, „Sinfonische Lyrik – Don Giovanni“ im Staatstheater am Gärtnerplatz als Live-Streams

Das Münchner Gärtnerplatztheater kümmert sich um sein Publikum. Auch im Januar werden drei Highlights aus dem aktuellen, sehr vielseitigen Programm als Live-Streams zu sehen sein, allen voran das bejubelte Handlungsballett „La Strada“…
Potsdam – „Der russische Impressionismus“ im Museum Barberini

Paris war vor 1900 der Anziehungspunkt für Künstler aus aller Welt. Hier begegneten sie den Werken von Claude Monet und Auguste Renoir und ließen sich von den Themen und der Malweise der französischen Impressionisten anregen. Zurück in ihren Ländern spürten sie der Flüchtigkeit des Moments in Portraits der Szenen des Alltags nach.
Nach der Ausstellung in der Münchner Kunsthalle „Kanada und der Impressionismus“ entdecken nun die Kuratoren des Potsdamer Museum Barberini den „Russischen Impressionismus“, dessen Rezeption bislang kaum erforscht wurde. 80 Werke, Leihgaben aus internationalen Museen und Sammlungen, sind zu sehen und werden in die russische Moderne von Ilja Repin bis Kasimir Malewitsch integriert…
Nürnberg – „Über den Wolf“ – Goyo Monteros Ballett-Theater-Uraufführung des Staatstheaters als Tanz-Film

Wovor hast du Angst? Diese Frage beschäftigte Goyo Montero, Direktor und Chefchoreograph am Staatstheater Nürnberger Ballett, während der Pandemie ganz intensiv. Wie er im Vorspann des Films durch das Theater in die Tiefe schreitend erklärt, hat der Lockdown den Blick auf das Leben voller Reflexion und Angst verändert. Inspiriert von Prokofjews Kinderstück „Peter und der Wolf“ schrieb er selbst den Monolog „Über den Wolf“. Ein Protagonist kämpft mit seinem Selbst und kanalisiert über Prokofjews Katze, Vogel, Ente und Großvater seine konträren inneren Stimmen. Wie „Alice im Wunderland“ schlägt dieser Protagonist im Nebel über die Bühne fliegend auf der Erde auf. In existentieller Angst monologisiert Thomas Nunner über seine Gefühlswelten, die Tänzer im kosmisch schwarzen Hintergrund vor Gegenlicht mit gespenstischen Schattenwirkungen vertanzen. Eine spannende synenergetische Uraufführung in Kooperation mit dem BR-Klassik-Studio Franken…
Salzburg – „Mozartwoche 2021“ online

Trotz ständiger Umplanungen, finanzieller Kraftanstrengungen, unzähligen Gesprächen mit KünstlerInnen, Ensembles und Orchestern in den letzten Monaten geben die Organisatoren der Salzburger Mozartwoche nicht auf.
„Die Mozartwoche 2021“ findet statt, allerdings zum ersten Mal seit ihrem Beginn 1956 in verkürzter Form online statt. So kommt Mozart anlässlich seines 265. Geburtstag durch ein hochkarätiges Programm direkt ins Haus…
München – „Schwanensee“ als Live-Stream getanzt vom Staatsballett

Verschoben, nach den Hygieneregeln von Ballettmeister Thomas Mayr leicht modifiziert, ohne Kinderstatisten und mit einem etwas reduzierten Tanzensemble im September nur wenige Male getanzt, war Ray Barras „Schwanensee“ während der Weihnachtsfeiertage das Ballett-Highlight in der Staatsoper…
Martin Andree/Timo Thomsen „Atlas der digitalen Welt“ – Aufmerksamkeit als wichtigste Ressource

Warum wissen wir so wenig über die digitalen Welten, die unser Leben immer mehr bestimmen? Aus dieser Fragestellung entwickelten Martin Andree, habilitierter Medienwissenschaftler, und Timo Thomsen, Global Head of Product and Innovation bei der GfIK, den „Atlas der digitalen Welt“. Es ist ein wichtiges Buch. Nach der Lektüre hat man eine andere Sicht auf unsere Welt, in der wir zu digital manipulierten Konsumsklaven degenerieren…