"Kultur macht glücklich"


Passau -„Lothar Fischer – Papiere und Plastiken“ im Museum Moderner Kunst

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Passau   -„Lothar Fischer – Papiere und Plastiken“ im Museum Moderner Kunst

„Kleiner sitzender Hund“, Bronze,  „Hund“, Tusche auf Papier©VG Kunst-Bild, Bonn

Jeder Strich sitzt in diesen Bildern seines frühen Schaffens, das noch sehr traditionell geprägt ist. Breite, klar konturierte und ausfasernde Linien formieren sich zu Katzen und Hunden in konzentrierter Beobachtungshaltung oder energiegeladener Bewegung. Dasselbe Motiv als Bronzeguss sehen zu können, ist das spezielle Erlebnis in dieser Ausstellung und der Beweis, dass das Zeichnen und das Realisieren von Skulpturen für ihn denselben Stellenwert haben. 

Ein ganz anderer großer Schwerpunkt sind figurativ abstrahierte Bilder aus den frühen 1960er Jahren mit runden Köpfen und stechenden Pupillen, wuchtigen Bäuchen und dünnen Gliedmaßen, abstrahiert, erdig ruhend, explosiv, mythisch, in den Aquarellen oft vage, ineinanderfließend, kombiniert mit Collagen bizarr zerschnitten. Lothar Fischer formt „Mütter“ in Ton, „Amor und Psyche“ in Bronze, „Salomé“ mit bizarr hoch gestrecktem Bein und Jesus malträtiert und deformiert „Gekreuzigt“. Das Material unterstreicht die Narrative von Geborgenheit, Mythen und Martyrium über Epochen hinweg.

Lothar Fischers Biografie entlang präsentiert das MMK Exponate seiner künstlerischen Entwicklung und damit einige wichtige Stationen im Kulturgeschehen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er zählte zusammen mit Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer zu den Protagonisten der Künstlergruppe „Spur“ (1957 – 1965), die mit ihrem Manifest „Wer Kunst schaffen will, muss Kunst zerstören“ provozierte und wegen nihilistischer Gotteslästereien gerichtlich belangt wurde. Die selbsternannten „Maler der Zukunft“ stellten sich schließlich selbst in Frage und gründeten mit der Münchner Künstlergruppe „Wir“ 1966 das „Geflecht“. Wand- und Raumplastiken wurden als Antiobjekte, Weiterentwicklungen von Bildern deklariert, die ganz bewusst keiner Kunstrichtung zuzuordnen waren. Zu sehen ist Lothar Fischers einziges Antiobjekt „Ob-Bob“, bunt bemalte Holzbretter zu einem windschnittigen Phantasieschlitten an der Wand montiert. Auf die aus den USA kommende Pop-Art reagierte er mit überproportionalen Tuben aus lasiertem Ton. Aus ihnen entwickelte er seine Hüllenplastiken, die er auch in der Malerei umsetzte. Als Lothar Fischer Mitte der 1970er Jahre eine Professur für Bildhauerei an der Berliner Hochschule, der heutigen Universität der Künste erhielt, wurden seine Arbeiten reduzierter, linearer und symmetrischer. Figuren wie „Domina Lubeca“ wirken wie stilisierte Sinnbilder und verdeutlichen, wie sehr sich Lothar Fischer als Künstler weiterentwickelte. 

Lothar Fischer im MMK Passau präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Domina Lubeca“,Eisen ©VG Bild-Kunst, Bonn

Die Ausstellung „Lothar Fischer – Papiere und Plastiken“ im Museum Moderner Kunst ist noch bis 11. Juni zu sehen.