München – „Tony Cokes“ in den Räumlichkeiten des Luftschutzkellers im Haus der Kunst 

Tony Cokes in München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel 

Die Basis bildet für Tony Cokes Schaffen die Diskriminierung der afro-US-amerikanischen Menschen. In seiner Werkserie „Fragments, or just Moments“ skizziert er die rassistischen Segregation und Bürgerrechtsbewegung im 20. Jahrhundert über den anti-muslimischen „Krieg gegen den Terror“ bis in die Gegenwart einschließlich der Amtszeit von Donald Trump und die Black-Lives-Matter-Bewegung, nicht chronologisch, sondern in ihren Verflechtungen. Er präsentiert die Unterdrückung der Minderheiten, hinterfragt das Verhältnis von Architektur und Macht. Repräsentative Bilder lehnt Tony Cokes kategorisch ab und entwickelte im Gegensatz dazu schlichte Videoessays, in denen markante Sätze in fetten Druckbuchstaben und Wiederholungstrukturen die essentiellen Fakten und Botschaften alternierend auf knallig rotem und blauem Farbhintergrund, den Nationalfarben der USA, verkünden, unterlegt mit einem ganz spezifischen Soundmix vor allem aus Pop, Soul und Techno. 

Tony Cokes in München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Tony Cokes

Leider funktioniert das akustische Timing nur bedingt. Viel zu laut wabert der Basis-Technosound in den Gängen bis in die einzelnen Kabinen. Allzu schnell verlieren die Videos in ihrer strukturellen optischen Ähnlichkeit und durch die akustische Reizüberflutung ihre energetische Kraft. Die Besucher schauen mal kurz in jede Kabine, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Allein „Black Celebration“ (1988), eine Montage aus einseitigen Fernsehberichterstattungen aus der Perspektive der Weißen über die Aufstände in afroamerikanischen Stadtvierteln der 1960er Jahre bleibt nachhaltig in Erinnerung. 

In unmittelbarer Nähe vom Haus der Kunst, im Kunstverein München, setzt sich Tony Cokes in der Werkreihe „Some Munich Moments 1937-1972 (2022)“ mit den Propagandastrategien des NS-Systems in Beziehung zur visuellen Identität der Olympischen Spiele 1972, die in München als „antifaschistisch“ und „weltoffen“ beworben wurden. Beide Ausstellungen stellen im Kontext der faschistischen Vergangenheit der beiden Ausstellungshäuser und des 50-jährigen Jubiläums der Olympischen Spiele einen interessanten Beitrag dar. 

Tony Cokes‘ Botschaft an die Menschen prangt derweil entlang des US-Generalkonsulats München, Königinstraße 5. 

Tony Cokes in München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel 

Tony Cokes Ausstellungen „Fragments, or Moments“ und „Some Munich Moments 1937-1972 (2022)“ sind noch bis 23. Oktober 2022 zu sehen.