Raumansicht © 2022. Digital image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florenz, Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Haydar
Die Reisen inspirierten Max Beckmann künstlerisch. Entsprechend oszillieren die Bilder zwischen der hellen Atmosphäre an der Riviera und den dunkel gemalten Motiven des Transits und des Exils. Die Ausstellung versinnbildlicht in acht Kapiteln, nicht chronologisch, sondern thematisch die Reise seines Lebens und die daraus sich ergebenden Schwerpunkte seines künstlerischen Schaffens.
„Wer reist, sieht die Welt oft durch Fenster“, so Max Beckmann. Das Fenster wurde für ihn zum Symbol für Aus- und Weitblick, woraus Juliette Israël in Kooperation mit den Kuratoren Oliver Kase und Christiane Zeiller mit Sarah Louisa Henn eine spezifische Ausstellungsszenografie entwickelte. Es wurden Innenbauten installiert, durch deren Fensteröffnungen sich die Perspektiven auf die Bilder verändern. Gleichzeitig zeigen diese Innenräume Max Beckmanns detaillierte Beschäftigung mit speziellen Themen wie dem Odyssee-Mythos, seine Kohlezeichnungen und sie geben über Fotos, Videos, Postkarten und Briefe Einblick in sein Privatleben. Möglich wurde das durch eine Schenkung des Familiennachlasses des Malers an das Max Beckmann Archiv der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. So weitet die Ausstellung das Bild dieses Künstlers vom tiefgründigen Ernst seiner charismatischen Selbstbildnisse zum genussvollen Lebemann in Urlaubsstimmung und bewegungsfreudigen Sportler.
Die Ausstellung beginnt mit einem düsteren Bild in Rot-Braun-Tönen über Beckmanns Verlassen der Heimat mit Blick zurück auf den Ort, grüne Schlieren der Hoffnung auf der Wange. Die Bilder bleiben dunkel im Exil, hellen sich erst bei den Urlaubsreisen auf. Von einem erhöhten Standpunkt blickt man auf die Riviera mit ihren lichtdurchfluteten Fassaden, auf glatte, windgekrauste Wasserflächen oder wilde Wogen. Das Gemälde „Quappi in Blau im Boot“ (1926-1950) zeigt einen weiteren Grund, warum das Glück so groß war.
Doch bald wird die Lebendigkeit der hellen Farben, selbst das strahlende Türkis, die leuchtenden Hauttöne durch schwarze Umrandungen eingetrübt. Gleichzeitig verdichtet sich dadurch die figurale Expression und Plastizität der Körper wie in „Die Argonauten“.
„Die Argonauten“, Max Beckmann 1949/1950© National Gallery of Art, Washington
Farben und Formen, die Gesichter werden immer markanter, expressiver. Die Artisten, eines von Max Beckmanns Lieblingsmotiven, verwandeln sich flankiert von Nazi-Häschern in geschundene Kreaturen. Konträr dazu taucht das Motiv von Wein, Weib und Gesang als Wunschbild immer wieder auf. Nackter Busen und Fisch, Krone und Helm stehen für Genuss, Gewalt und Macht.
In sechs Räumen präsentiert, vermittelt diese Ausstellung einmal mehr, wie umfangreich diese Ausstellung mit 70 Leihgaben aus privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa und den USA ist, aber auch wie treu Max Beckmann seinem Malstil geblieben ist.
Die Ausstellung „ Max Beckmann – Departure“ ist noch bis zum 12. März in der Pinakothek der Moderne zu sehen.