München – „Etel Adnan“ – eine Retrospektive im Kunstbau des Lenbachhauses

Ausstellung "Etel Adnan" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Etel Adnan, Foto: Michaela Schabel

Der Vater ein Syrer, die Mutter Griechin wuchs Etel Adnan in Beirut auf. Zu Hause wurde Türkisch gesprochen, mit der Mutter Griechisch, in der Schule Französisch. Schon früh lernte sie die arabischen Schriftzeichen kennen. Sie lebte in zwei Kulturen, in zwei Welten, neben der Realität in einer Phantasiewelt. „Durch sie wirst du das, was du wirst. Sie ein Teil von dem, was du bist“, so ihre Mutter. Über die orientalische Kultur lernte Etel Adnan „arabisch malen.“ Zunächst studierte sie aber Philosophie in Beirut, dann in Paris und San Francisco, wobei sie viele Künstler kennenlernte und ganz im Schnittpunkt von Vietnamprotesten, Hippie Generation und Studentenrevolte lebte. Orient und Okzident in der Seele wurde das Schreiben zum Dichten. Inspiriert von ihren  Reisen und den japanischen Faltblättern rückte das Malen in den Vordergrund. Meterlang gestaltete sie Leporellos mit Texten und Gedichten und bereicherte sie mit Kohle, Bleistift und Buntstiften mit einem atmosphärischen Ambiente.  

Etel Adnan malte abstrakt, in Öl. Man spürt Einflüsse von Miro und Kandinsky, aber sie entwickelte ganz eigenwillige, hell und warm strahlende, sehr ausgewogene Kompositionen. Die Farbflächen formieren sich trotz der Reduktion auf geometrische Formen deutlich zu Landschaften mit Tiefenperspektiven. Die Farbränder wölben sich zuweilen pastos auf. Die Bilder sind leicht verständlich, angenehm durch ihre Aura und nachhaltig in der Wirkung. Gelbe Kreise symbolisieren die Sonne, ein rotes Viereck die pulsierende Energetik, Dreiecke immer wieder ihren Sehnsuchtsort, den „Mount Tamalpais“. 

©Etel Adnan, Foto: Michaela Schabel

Ihren starken Bezug zur Natur machte Etel Adnan in den 1980er Jahren in „Motion“ einer Collage von mehreren Super-8-Filmen deutlich. Die bewusst verwackelten Bilder zeigen die Langeweile urbaner Hochszenerien, den Dampf von Fabriken, das Meer durchpflügende Kriegsschiffe, die Dichte des Verkehrs, der überblendet wird von einer geschmeidigen Katze, der Sonne, dem Wasser und der Bergsilhouette. In einem kleinen dunklen Raum mit Liege- und Sitzmöglichkeiten kann man ihr Hörspiel „A Funeral March for a Cosmonaut“ im Original und in deutscher Übersetzung erleben. 

Diese Retrospektive entstand in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und ist noch bis 26. Februar 2023 im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen.