© Elisabeth Amort, Florian Ellmenreich, Foto: Michaela Schabel
Auf vier Ebenen und in allen Räumen sind 180 Werke zu sehen. Hotelierin und Künstlerin? Wie reimt sich das zusammen? Zenzi Glatts Biografie ist beeindruckend. Als Hotelierin galt sie in Meran als Tourismus-Pionierin, weil sie maßgeblich daran mitwirkte, Meran zur begehrten Urlaubsdestination zu entwickeln. Peu à peu verwandelte sie das Parkhotel schon in den 1950er Jahren durch ihr innovatives Beauty- und Wellnessprogramm in eine der führenden 5-Sterne-Residenzen des Landes. Die Gäste, darunter viele Prominente, waren begeistert.
Kurz vor ihrem 60. Geburtstag begann sie autodidaktisch zu malen, hatte aber wenig Zeit für ihr Hobby. Erst nachdem sie das Hotel ihrer Tochter Irmgard und Enkelin Sissy übergeben hatte, konnte sie sich ganz der Malerei widmen. Zunächst mit Wasserfarben und Tempera, dann mit immer neuen Materialien von Marmorstaub über Sand bis zu Acrylfarbe, schuf sie farbintensive abstrakte Bilder, inspiriert von der mediterranen Botanik Merans, den landschaftlichen Perspektiven, Wasser- und Gesteinsstrukturen. Die Kunst wurde ihr Lebenselixier bis zu ihrem Tod kurz nach ihrem 105. Geburtstag 2020.
© Elisabeth Amort, Florian Ellmenreich, Foto: Michaela Schabel
Sie hinterließ ein beeindruckendes und ihren Lebensmaximen folgend ein optimistisches Œuvre. Sowohl ihre subtilen Aquarelle, zuweilen mit floralen und landschaftlichen Elementen, als auch ihre abstrahierten Verdichtungen zeigen ihr Talent, durch feine Farbnuancen und -kontraste überaus dynamische Bildkompositionen mit haptischen Oberflächen zu entwickeln. Eine Auswahl ihrer schönsten Aquarelle liegt in Buchform in jedem Hotelzimmer auf, gegliedert nach ihren Lebensprinzipien: „Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht!“, „Was wir sind, ist nichts, was wir suchen, ist alles.“ „Je mehr du gedacht, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt.“
Ihre Gemälde unterstreichen die wohnliche, sehr persönliche Atmosphäre des 5-Sterne-Hotels Mignon, das innenarchitektonisch auf Farbharmonie ausgerichtet ist. Selbst zwei Türen auf der Dachterrasse bemalte sie und schuf damit differenzierte Farbübergänge zwischen Natur und Kunst. In pulsierenden Rot- oder ruhigen Brauntönen setzen die abstrakten Gemälde durch dicken Farbauftrag haptische Akzente und schaffen Momente des Innehaltens und Betrachtens. Kunst avanciert zum Wohlfühlfaktor, Urlaub zum Kunsterlebnis.