Landshut – „Zurück in die Zukunft“ – Bilder von Ursula Bolck-Jopp in der Großen Rathausgalerie 

Ausstellung Bolck-Joop in der Großen Rathaushalle Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit über 150 Bildern blickt Ursula Bolck-Jopp anlässlich ihres 75. Geburtstages zurück an den Beginn ihres künstlerischen Schaffens und aus dieser Perspektive in eine Zukunft, die sich in der Zwischenzeit durchaus verdüstert hat, andererseits die charmanten Züge von einst erkennen lässt. Bolck-Jopps Stil ist unverkennbar, minimalistisch in Form und Farbe. Es sind skizzenhaft gezeichnete Geschichten voller Emotionen über Frausein, Natur, Architektur und Lebensstil, die poetisch und augenzwinkernd zwischen Anekdoten, Träumereien und Weltenepos chargieren…

©Bolck-Jopp, Foto: Michaela Schabel

Über gezeichnete und gemalte Sujets, die leitmotivisch immer wieder auftauchen, erzählt Bolck-Jopp oft im Din A5-Format eines Stenoblocks, manchmal auf Restaurantrechnungen oder Eintrittskarten von alltäglichen Sehnsüchten nach Schönheit, Anerkennung, Liebe, Harmonie und Naturverbundenheit, durch Farbflächen mit sehr konträren Emotionen. Mit rot bemalten Lippen wirkt das blasse Mädchen sinnlich. Im Spiegel leuchtet apart der schönste Körperausschnitt auf. Kronleuchter verzaubern tristes Ambiente durch nostalgischen Charme. Die Künstlerin scheint die dargestellten Momente sehr gut zu kennen. 

Bolck-Jopps Frauen sind zierlich, mädchenhaft, wirken verletzlich, aber auch nachdenklich mit klarem Blick auf die eigene Persönlichkeit, dem Mut etwas Verrücktes zu tun und der Fähigkeit, selbst auf der roten Linie einer Stenoblockseite balancieren zu können. Frau weiß sich auf einfachstem Hintergrund in Szene zu setzen. Ihre Beine in den roten Stöckelschuhen sind so attraktiv, dass sogar Hund und Ente reagieren. Skizziert im grünen oder roten Kleid fusioniert Frau mit Natur und Erotik. Die Serie „Tu es belle“ mit zwölf Aktzeichnungen, weißen Linien auf schwarzem Hintergrund mutiert zur augenzwinkernden Hommage mit der Botschaft, nicht jeder Frauenkörper ist perfekt, aber auf seine Weise durchaus schön. Es kommt eben auf die Haltung des Betrachters an. 

In den gemalten Bildern auf Leinwand breiten sich graue bis tiefschwarze Realitäten aus, gegen die sich pinkfarbene Horizonte stemmen mit skizzierten Köpfen ein Verweis auf die energetisch weibliche Kraft positiven Denkens. In Landschaftsbildern und Stillleben fängt Bolck-Jopp poetische Momente ein, die durch ihre Zartheit berühren, in humorvoller Leichtigkeit negative Veränderungen miteinbeziehen, wenn eine windzersauste Palme mit der resistenten Bogenleuchte konkurriert oder die Stromleitungen den Blick auf die Bergsilhouette stören. „Vogel und Vase“ mit Zweig dagegen balancieren völlig schwerelos, entführen in geistige Entspannung.

In größerem Format auf Leinwand gemalt tritt die emotionale Vereinsamung in der Verstädterung in den Vordergrund. Schwarze und weiße Flächen kontrastieren hart. Ein schwarzes Kleid im weißen Boot bringt die Flüchtlingsdramatik in „Mare nostrum“ auf den Punkt. Man braucht schon viel „Think Pink“, um das Flair eines einstigen „Palazzos“ in der Düsternis zu entdecken. Jeder Farbfleck wird in diesen dunklen Bildern zur menschlichen Botschaft. Doch es ist „Alles im Fluss“. Auch wenn sich derzeit die Welt so verdüstert, leuchten in Bolck-Jopps Bildern bunte Lichtblicke. Oder sind es  nur bunte Überbleibsel unserer Konsumgesellschaft? Der Betrachter entscheidet.

Ausstellung Bolck-Joop in der Großen Rathaushalle Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Bolck-Jopp, Foto: Michaela Schabel