Landshut – „Totems und Fabelwesen – Reise ins Paradies“ – Skulpturen von Peter Mayer in der Heiliggeistkirche

Ausstellung Peter Mayer "Reise ins Paradies" in Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Die Auswahl von Peter Mayers umfangreichen Skulpturen lässt schnell die wesentlichen Merkmale seiner Künstlerhandschrift erkennen. Durch Form und Farbe entwickelt er spirituelle Fabelwesen, die wild gehörnt an die Zeit der Wikinger erinnern, durch stechende Augen und überlange Fühler zu futuristischen Beobachtern der Erde avancieren. In unterschiedlichsten Blau- Grau und Erdtönen, dezent gepunktet, in gedrungener oder elegant langgezogener Körperlichkeit gewinnt jede seiner Figuren eine besondere Aura, die sich durch die gelungene Positionierung intensiviert.

Gleichzeitig wird Peter Mayers künstlerische Entwicklung in den letzten 20 Jahren sichtbar, von der monumentalen Erdigkeit seiner Löwen, die einen Eingang bewachen, über die witzigen Höllenhunde, „Adam und Eva“ , die expressiven „Vogelwächter“ mit wachen Blicken und gigantischen Fühlern bis zum märchenhaften „Sternenmädchen“ und den bilderbuchartigen „gepunkteten Hunden“, die trotz großer Mäuler, aber nur mit einzelnen Zähne oder zahnlos freundlich wirken. 

Ausstellung Peter Mayer "Reise ins Paradies" in Landshut präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Die Fabelwesen vermitteln einen ungewöhnlichen Überlebenstrieb, was nicht verwundert, denn Peter Mayer, Jahrgang 1938, wurde sehr stark vom zerbombten Schwandorf geprägt. Kombiniert mit den Eindrücken künstlerischer Austauschprogramme in den USA und seiner Bodenständigkeit in der Oberpfalz entwickelte er seine milde observierende Skulpturensprache, nicht als neugieriges Aushorchen, sondern als Hinschauen und Rücksichtnehmen im Sinne der ursprünglich indianischen Lebensweise. Mensch und Natur sind keine Gegensätze, vielmehr verschmelzen sie miteinander. Bunt gemustert in den erdigen Farben der Indianer mit Geweih auf dem Kopf wird das „Indianische Symbol“ zur Lebensphilosophie, die gerade in der heutigen Zeit mit Ziel nach Nachhaltigkeit  wieder an Bedeutung gewinnt.

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©Michaela Schabel

Peter Mayers Vermächtnis noch mehr für eine breite Öffentlichkeit zu entdecken lohnt geistig und künstlerisch. Thematisch zwischen Totems, Misch- und Fabelwesen verortet, in einer Materialsymbiose aus Ton und Bronze nimmt sein Werk in der Kunst nach 1945 eine Sonderstellung ein. 

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©Michaela Schabel

In der aktuellen Ausstellung kommt durch den klerikalen Kontext Peter Mayers humorvoller Blick unserer Existenz als Übergangsphase mit ambivalenten Anspielungen bestens zur Wirkung.  Immer wieder gibt es eine „Reise ins Paradies“, auch wenn die Evangelisten in den Hintergrund treten, skurrile Fabelwesen den Raum erobern, vor allem dann wenn der Mensch achtsam sein Umfeld beobachtet wie die Tiere. 

Dazu passt sehr gut das museumspädagogische Angebot. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene können zum Thema „So stelle ich mir das Paradies vor“, inspiriert von den Fabelwesen, zeichnen, malen, dichten, schreiben. Einzelne Ergebnisse werden in Rücksprache in der Heiliggeistkirche ausgestellt.

Die Ausstellung ist je nach der Entwicklung der Pandemie noch bis Ende Oktober 2021  zu sehen.