Landshut – „Riveder le stelle – Mimmo Paladino“ – Bilder von Mimmo Paladino als Hommage an Dante Alighieri

Alighieri Dante (1265-1321) feiert dieses Jahr seinen 700. Todestag. Was haben Dante und der postmoderne Künstler Mimmo Paladino (*1948) gemeinsam? Beide sind nicht nur Italiener, über 700 Jahre hinweg verbindet sie die Suche nach Antworten auf existentiellen Fragen. Beide werden in der künstlerischen Reduktion auf das Wesentliche fündig. Für Galerist Jörg Ludwig war genau dieser Gedanke der Impuls für die Ausstellung, abgesehen von seinem Faible für italienische Künstler und seinen ausgezeichneten Kontakten nach Italien. „Revider le stelle“, zu deutsch „die Sterne wiedersehen“, nennt er seine neue Ausstellung in der Galerie LAProjects, die durch zunehmend angespannte Lage der Pandemie gleichzeitig zur Metapher für die Bewahrung der Hoffnung durch das Aufleuchten von Schönheit wird…

„Atlantico“, Mimmo Paladino©Mimmo Paladino

Paladino ist wie Dante ein Universalgebildeter. Beide schöpfen aus den Religionen, Mythen und Stammeskulturen ihrer Heimat und formen die wesentlichen Gedanken daraus durch ihr künstlerisches Schaffen in ihren Werken. So wurde Dantes „Göttliche Komödie“, speziell der Sagenkreis um Odysseus, zur Inspiration von Paladinos Schaffen und gleichzeitig eine Hommage an den Dichter. Was Dante aus den Fehlern und Tugenden des Menschen als Menschsein mit Worten beschreibt, drückt Paladino über seine Bilder aus. Wie Dante die italienische Sprache durch die unterschiedlichsten italienischen Dialekte salonfähig machte, so aktiviert Paladino die figurativen Zeichen und Symbole der Antike für die Gegenwart. Galerist Jörg Ludwig gelingt es die Schnittstellen beider Künstler in seiner neuen Ausstellung hervorzuheben.

In wuchtigen, für Linolschnitte ganz ungewöhnlich großen Formaten entführt Paladinos Zyklus „Atlantico (Ulisse)“ mit zeichnerisch naiven Symbolen in die antike Sagenwelt des Helden Odysseus, dessen Abenteuer als Metapher für das schuldhafte Handeln auch die Möglichkeit eröffnen durch verantwortungsbewusstes Handeln die Welt  und das Schicksal zu wenden, gerade in Zeiten der Pandemie eine essentielle Rückbesinnung. 

Und dies ermöglicht gerade der Künstler mit seinem Werk, worauf das Triptychon „Poeta Occidentale“ anspielt. Dunkel, schwarz wie die Nacht sind diese Bilder, weit weg vom „Renaissance-Optimismus eines Botticelli“, wie dies Enrico de Agostini, italienischer Generalkonsul, in der Eröffnungsrede der Ausstellung treffsicher formulierte. Düster, zerbrechlich, rätselhaft wie diese Bilder ist unser Leben. 

Ein Paradebeispiel für Paladinos künstlerische Vielseitigkeit ist sein großformatiges Bild „Saffo“ aus dem Zyklus seiner antiken Figuren, ein Reliefdruck mit Radierung, Siebdruck und Aquatinta, der um das große Thema Liebe kreist. 

„Saffo“ 1990. Reliefdruck mit Radierung, Siebdruck, Aquatinta©Mimmo Paladino

Von „Saffo“ spannt Jörg Ludwig sehr gekonnt und subtil den Bogen von Fritz Koenig, von dem er „Paolo & Francesca II“ als Zeichnung und Skulptur zeigt. 

„Paolo und Francesca II“,Fritz Koenig, Leihgabe der Sammlung Schaub©Michaela Schabel 

Diese Synergieeffekte weitet Jörg Ludwig in der oberen Etage seiner Ausstellungsräumlichkeiten, indem er Paladinos Bilder über einer exquisiten Auswahl von Dantes Werken arrangiert, mit denen er sich in der Galerie in den letzten Monaten intensiv auseinander gesetzt hat.

Ausstellung Mimmo Paladino in LAProjects präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Während der Ausstellung einzusehen ist auch die neueste Ausgabe von  DanteAlighieris „Die Göttliche Komödie“ (2021)  mit allen 14233 Versen, davon 50 illustriert von Mimmo Paladino. 

Ausstellung Mimmo Paladino in LAProjects präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel 

Mimmo Paladino ist auch ein Meister der kleinen Formate. 18 Radierungen, 33 cm x 25 cm setzt er zu der wandfüllenden Collage „Ulysses 16 June 1904“ zusammen. Jedes Bild entfaltet gerade durch die haptische Materialität von Blattgold in Kombination mit Schwarz eine unfasslich mythische Tiefe. 

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©Mimmo Paladino

Mimmo Paladino wurde 1948 In der Provinz Benevento geboren und zählt zu Italiens bedeutendsten Künstlern. International bekannt wurde er durch seine Teilnahme an der Biennale in Venedig 1980. Er zählt zu den KünstlerInnen der „Transavanguardia“, die im Gegenzug zur US-amerikanischen Avantgarde in Europa die figurative Malerei wiederentdeckten und unter Rückbesinnung auf die Formensprache aller Kunstepochen und Kulturräume ihren eigenen individuellen Stil entwickelten. Stark von der Antike beeinflusst schuf Mimmo Paladino eine lyrische, rätselhafte Bildsprache in erdfarbenen Tönen. Durch die Miteinbeziehung von geometrischen Figurationen weitete er in seinen Werken die Spannung zwischen Malerei und Skulptur, Mythos und Ratio, eine Entwicklung, die die Exponate in der Galerie LAProjects sehr gut widerspiegeln.  Mimmo Paladino bezieht aber auch gegenwärtige Ereignisse mit ein. 2008 schuf er mit der „Porta d’Europa“ an der Einfahrt zur Insel Lampedusa ein Denkmal für die ertrunkenen Flüchtlinge. 

Die Ausstellung „Revider le stelle – Eine Hommage an Dante Alighieri mit Bildern von Mimmo Paladino“ ist in der Galerie LAProjects noch ist bis 9. Februar zu sehen.