©Johannes Kersting
Mit klaren architektonischen Glasbauten, durchflutet von gesättigten Farbstimmungen von Horizont und Landschaft bringt Johannes Kersting in seinen Bildern die Sehnsüchte unserer Zeit auf den Punkt. Wer möchte nicht in architektonischer Alleinlage in traumhaft schöner Natur seine Mitte finden? Inspiriert von Caspar David Friedrich…
transponiert Kersting romantische Landschaftsmalerei in die Gegenwart und entwickelt durch die Integration anderer Genres seinen ganz spezifischen, malerisch-medialen Stil.
Kersting fusioniert Landschaft und Raum. Häuser als wären sie von Mies van der Rohe gebaut, wirken wie Ufos in exponierten Lagen. Lichtdurchflutet werden sie durch Außen- oder Innenilluminationen zum meditativen Rückzugsort, der die Seele durch das Einssein mit der Natur beflügelt.
In dieser, seiner nach „Haus am See“ zweiten Einzelausstellung in der Galerie Kunstwerk kommen durch die Auswahl der 24 Bilder und die künstlerische Weiterentwicklung neue Varianten hinzu, vorwiegend in Acryl, zuweilen in Kombination mit Öl gemalt. In „Loney Houses“ reduziert er auf Hausfronten aus Quadrat und Dreieck, zuweilen blickdicht wie einst die Hütten mit nur einem Fenster und einer Tür, durch sattes Orange farblich abgehoben, ein emotional pulsierendes Zentrum vor dunklem Meer und Gebirge, wobei sich unter der Oberfläche dieses Minimalismus tiefgründige Fragen nach Schutz- und Heimatplatz ergeben. Das Haus, das mondäne noch mehr das heimelige wird zum Eyecatcher nur möglich durch die grandiosen Landschaften und den sich daraus ergebenden Wechselwirkungen.
©Johannes Kersting
In diesem Kontext ist auch die Serie „Loney Cars“ zu sehen. Ein altes Auto mit eingeschalteten Scheinwerfern mitten in der Nacht auf der Wiese versinnbildlicht den Wandel weg von der Konsumgesellschaft zum transzendenten Naturerlebnis. Den Zeitpunkt bestimmt der autonome, durch das Automobil freie und unabhängige Mensch selbst.
In den „Interieurs“ fokussiert Kersting auf die Innenräume. Voyeuristische Blicke auf Bett oder Liege, der Blick über große Fensterfronten hinaus in die Weite des Horizonts provozieren zusätzliche Narrative.
Doch am meisten fällt die Romantisierung einzelner Bilder auf, wenn Kersting die geometrische Strenge der Architektur mit blühender Flora kontrastiert und farblich aufhellt, womit er die Kunst von Stillleben integriert. In anderen Bildern collagiert er Porträts, meist von Frauen, wodurch er sich vom distanzierten, dokumentar-fotografischen Blick der Becher-Schule ganz bewusst abwendet und einer empathischen Rezeption wie in der Werbung Raum gibt. Durch diese Vielfalt der Genres wandelt sich Landschaftsmalerei zum narrativen Filmstill, was in „Billboard III (Luca)“ eine Plakatwand mit Frauenporträt mitten in der Landschaft sehr deutlich wird.
Johannes Kersting (*1979) studierte freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. An der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe absolvierte er ein Aufbaustudium der Medienkunst mit Schwerpunkt Fotografie. Sein Interesse gilt der medial-malerischen Darstellung von Architektur, Raum und Landschaft, deren ökologischen, philosophischen und sozio-kulturellen Bedingungen.
Die Ausstellung „Private View“ ist noch bis 22. Dezember in der Galerie Kunstwerk, Papiererstraße 3 zu sehen Mi, Fr, Sa von 15 – 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung 0172 9398268