"Kultur macht glücklich"


Landshut – Jan Walter Habartas „Phantastische Welten – Vom Trickfilm zur Computerkunst“ 

Veröffentlicht am:

von

Landshut – Jan Walter Habartas „Phantastische Welten – Vom Trickfilm zur Computerkunst“ 

©Jan Walter Habarta, Foto: Michaela Schabel

Die Ausstellung zeigt parallel zur historischen Entwicklung die gesellschafts-politischen Zielsetzungen in Relation zu der persönlichen Weiterentwicklung des Künstlers. In seinen surrealen Collagen verbindet Jan Walter Harbata Fragmente von Gesehenem und Erinnertem, Technik und Kultur, Raum und Mensch und konzipiert damit bereits die Basis seiner Filme. Schmetterlinge, Augenpaare werden Symbole für Phantasie und Hoffnung, Träume sein zentrales Ausdrucksmittel.

In „Zwischen den Träumen“ (1971) verarbeitet Jan Walter Habarta unterdrückte Aggressionen, sexuelle Begierden, die Loslösung von Kirche, Unterhaltung und Konsum. Sein „Rummelplatz“ (1973) wurde zum Symbol umweltschädlichen Verhaltens. In den „Träumen zum Umblättern“ (1981) spürt er den medialen Einflüssen in unterschiedlichsten Lebensbereichen nach und am Schluss verschwindet er selbst ironisch in seiner Bilderwelt. „Chip Chip Module“ (1986) gilt als Antwort auf den zwei Jahre davor erschienenen Sammelband „Chip Chip, hurra?“, in dem er die radikalen Veränderungen in der Arbeitswelt durch Automatisierung und vernetzte Elektronik vor Augen führt. Der Mensch agiert wie eine moderne Version von Goethes „Zauberlehrling“, überfordert von den Geistern, die er rief. Doch bei Jan Walter Habarta gibt es kein Happyend. Die Spielfigur lässt am Ende den Spieler einfach verschwinden. Dem Menschen wird die Macht über sein Leben entzogen, so die Quintessenz. Humorvoll und rätselhaft wie die Inhalte der „Kiste“ (1990), die ganz unterschiedlich interpretiert werden, sind Jan Walter Habartas Filme immer noch aktuell, kritisch  und unterhaltsam. Mit „Es war einmal“ zeitlos wie ein Grimmsches Märchen hinterließ er sein Vermächtnis im „Neunhüter“ (1990). Die Geschichte handelt  von der ansteckenden Krankheit der „Vielzuvielitis“ unserer künstlich erzeugten Bedürfnisse.

©Jan Walter Habarta, Foto: Michaela Schabel

Durch den Nachlass an die Museen der Stadt Landshut sind nun alle Filme und Vorführungsrechte gesichert.

Ausgestellt sind auch Bilder von Herta Habarta (1928-2004). Sie studierte Kunstgeschichte, Choreographie und Kinetographie, war bis 1966 Ballettmeisterin und arbeitete ab 1972 bei den Filmen ihres Mannes mit. Anfang der 1990er Jahre widmete sie sich der konkreten Malerei, insbesondere der Harmonie von Form- und Farbfeldern, die sie streng geometrisch, diagonal rhythmisiert ausrichtete, inspiriert von der Notation von Tanzschritten. 

Sehr geehrte Damen und Herren, mein Vater ist am 07. November 2014 verstorben, meine Mutter am 15. August 2022. Als einzige Tochter bin ich Alleinerbin. Im Todesfall kann ich diesen Vertrag kündigen. Ich lebe nicht in Grafenau. Mit freundlichen Grüßen Michaela Schabel

©Zita Habarta, Foto Michaela Schabel

Nicht minder faszinierend sind die ausgestellten digital generierten Printdrucke der gemeinsamen Tochter Zita Harbata, die durch  ihre Einzelausstellungen und die Jahresausstellungen des Kunstvereins sehr präsent ist. Ihre unverwechselbaren Bilder von ungewöhnlicher Subtilität, harmonischer Ästhetik und luftiger Transparenz beflügeln die Seele.

Sehr geehrte Damen und Herren, mein Vater ist am 07. November 2014 verstorben, meine Mutter am 15. August 2022. Als einzige Tochter bin ich Alleinerbin. Im Todesfall kann ich diesen Vertrag kündigen. Ich lebe nicht in Grafenau. Mit freundlichen Grüßen Michaela Schabel

©Zita Habarta, Foto Michaela Schabel

Veronika Veits Kurzfilm „Last Generation“ (2020) wird als Antwort auf Habartas „Rummelplatz“ und seinen Einfluss auf die Gegenwart gezeigt. Die Natur ist grandios. Zwei beiden Frauen besingen zwar den Countdown, scheinen aber nur an ihrer individuellen Optik interessiert zu sein, ohne tatsächlich Verantwortung für die Natur zu übernehmen.

Jan Walter Harbata wurde 1927 bei Bielitz, einer deutschen Sprachinsel in Ostschlesien geboren, arbeitete als Graphiker und Designer in Warschau und übersiedelte 1966 nach Landshut, wo er sich als Maler, Kurzfilmer und 2. Vorsitzender des Kunstkreises in das kulturelle Leben der Stadt Landshut sehr stark einbrachte. 1971 erwarb er eine Trickfilm-Anlage und ein Atelier. 1977 gründete er den Film und Videoclub der VHS Landshut, ein Jahr später das „Atelier-Film Habarta“. Bis 1985 produzierte er über 30 Zeichentrickfilme und Spots für die Kinderserie „Rappelkiste“ im  ZDF.  Für seinen Film „Traumoiden“ (1983) bekam er 1983 den deutschen Bundesfilmpreis, das Filmband in Gold.

Ausstellung "Phantasie Welten" von Jan Walter Habarta präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Jan Walter Habarta©pm

Zur Ausstellung ist ein vielseitiger und informativer Katalog erschienen.