©Angelika Sieger, Michaela Schabel
Die Präsenz malerischer Handschriften fällt auf und ist durch den Vergleich extrem unterschiedlicher Naturstimmungen reizvoll. Angelika Sieger setzt mit „Winter ist vorbei“, einem abstrahierten Blumenfeld, leuchtende Akzente in Gelb- und Rosetönen. „Zitronenlimo früh am Morgen“, eine Gouache in Primärfarben von Wilfried Anthofer, ist ein herzerfrischendes Gute-Laune-Bild. Heiner Riepl „Komposition XII“ in Öl auf Leinwand lässt blaue, grüne, orangefarbene und weiße Farbfelder auf sattem, gold- und indischgelbem Hintergrund strahlen. „Vom Ufer aus“ hellt sich in Nina Seidel-Herrmanns Bild durch den Blick auf die in der Dämmerung spiegelnde Wasserfläche das geheimnisvolle nächtliche Dunkel auf und in Ursula Bolck-Jopps grau-schwarz urban gespiegelten Hochhäusern herrschte Weltenniedergang, schwebten nicht die bunt leuchtenden Farbpartikel als „Sterntaler“ der Hoffnung über dem öligen Gewässer.
Andere KünstlerInnen präsentieren neue Entwicklungen. Christine Rieck-Sonntag überrascht mit einer subtilen, atmosphärischen Ansicht von St. Martin. Stefanie Reiter steigert in ihrem Cutout „2022“ die poetische Leichtigkeit ihrer Arbeiten durch figurativ rhythmische Bewegtheit. Raimund Reiter verwandelt in seiner Strichätzung „Krautzonenteppich II“ biologische Mikrostrukturen in ein abstraktes Strukturgefüge. Fotograf Peter Litvai wird narrativ und entwickelt aus zwei runden Minifenstern in einem ansonsten leeren Raum mit Frau eine „Big Brother“-watching-you-Situation. Bernhard Roths Fotografie „Yucca“ wirkt wie gemalt, Ferdinand Mühlbauers Bleistiftzeichnung „Oktoberfest-Breze“ wie fotografiert.
Interessante Arbeiten finden sich in dieser Jahresausstellung auch bei den Objekten und Installationen. Durch ihre Leuchtwirkung sind Uli Schmids Objekt „Lichtkegel“, gefüllt mit Glühbirnen, und Renato Rills grün-blau leuchtend rotierende „Planet-Balance“ Eyecatcher, nicht minder die Arbeiten der beiden GastkünstlerInnen.
©Michaela Schabel
Mit einer riesigen „Spinne“ umringt von subtilen Objekten, in denen Schönheit von Samenkapseln durch die Ästhetik geometrischer Anordnungen gesteigert wird, verwandelt Pauline Adler das Kabinett der Großen Rathaushalle in einen poetischen Naturraum. Konzeptkünstlerin Olga Golos, in Krasnojarsk Sibirien geboren, jetzt in München lebend, hellt die abgedunkelte Pfeilerhalle durch blasslila leuchtende Längsstrukturen auf, die den Raum in eine dystroph melancholische Stimmung tauchen und ganz unterschiedliche Interpretationen provozieren.
Die Jahresgabe für 2023 ist eine Fotografie von Peter Litvai. Die Ausstellung ist noch bis 12. Dezember geöffnet.