"Kultur macht glücklich"


Frankfurt – „Frank Walter. Eine Retrospektive“ im Museum für Moderne Kunst

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Frankfurt – „Frank Walter. Eine Retrospektive“ im Museum für Moderne Kunst

©Axel Schneider

Frank Walter ging  in den 60er Jahren nach Europa, um sich technisch, künstlerisch und geistig weiterzubilden. Doch er wurde in Großbritannien und Deutschland zum Hilfsarbeiter degradiert und erlebte extreme Diskriminierung. Nur in der Kunst konnte er sich finden. Er unternahm Wanderungen, beschäftige sich mit den Philosophen und lernte fließend Deutsch zu sprechen. Nach seiner Rückkehr 1967 nach Antigua verdiente er auf den Plantagen, über den familiären Eisenwarenhandel und schließlich über ein Fotostudio seinen Lebensunterhalt, widmete sich ansonsten ganz der Malerei und dem Schreiben, ohne irgendetwas veröffentlichen oder ausstellen zu können. Jetzt widmet ihm das Frankfurter Museum für Moderne Kunst eine Retrospektive.

Für Frank Walter räumte Susanne Pfeiffer, Direktorin des MMKs, das ganze Museum leer, ein wagemutiges Vorhaben, denn die Bilder  sind sehr kleinformatig. Umso erstaunlicher ist es, dass sie trotzdem die Räumlichkeiten füllen. 

Ausstellung-Frank Walter

©Axel Schneider

Es gibt keinen typischen Frank Walter. Sein malerisches Spektrum ist frei und weit, wirkt transzendental. Er entdeckte die Welt aus ganz persönlicher Sicht, brachte sich das Malen autodidaktisch bei. 

Die Ausstellung beginnt mit kosmologischen Motiven, Abstraktionen, beeindruckender sind die abstrahierten Landschaften, die sich in glühend tropischen Farben in magische Sehnsuchtsorte verwandeln.

Ausstellung "Frank Walter.Eine Retrospektive" in MMK Frankfurt präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Axel Schneider

Doch das Herzstück sind die figurativen Bilder, insbesondere die zahlreichen Selbstporträts Frank Walters, in deren Hautschattierungen sich sein Identitätskonflikt spiegelt. 

Ausstellung-Frank Walter

©Axel Schneider

Vielfältig sind die Motive, unterschiedlich sind die Materialien. Frank Walter nutzte, was gerade zur Verfügung stand, malte auf Holz, Masonit, Pappe, Papier, Linoleum und Rückseiten von Fotografien, mit Öl-, auch Wasserfarben, Tempera, Schellack und Glitzer, zeichnete mit Bunt- und Bleistiften. Frank Walters Bilder wirken sehr klar und direkt, fordern ganz nahe heranzutreten und bauen dadurch eine sehr intime Atmosphäre auf. 

Den individuellen Ansatz durch die Retrospektive bettet Susanne Pfeiffer in den größeren globalpolitischen Rahmen der Dekolonialisierung. Die Palme, Symbol exotischer Dekoration quer durch die Kunstgeschichte verweist als Palmenallee von Marcel Broodthaers im Museumsentree auf die eigenständige Kultur, Schönheit und ästhetische Magie der Kolonien, gleichzeitig auf deren Raub und Zerstörung. 

Mit Arbeiten von John Akomfrah, Khalik Allah, Kader Attia, Marcel Broodthaers, Birgit Hein, Isaac Julien, Julia Phillips, Howardena Pindell und Rosemarie Trockel weitet Susanne Pfeiffer den Blick auf die karibische Art brut der Gegenwart. Julien Creuzet, Kapwani Kiwanga und Carolyn Lazard haben für die Ausstellung eigens neue Werke geschaffen.

Möglich wurde die Ausstellung durch die enge Zusammenarbeit mit Barbara Paca, OBE, Beratende Kuratorin und Cultural Envoy to Antigua and Barbuda.

Zur Ausstellung „Frank Walter. Eine Retrospektive“ gibt es einen Katalog, 424 Seiten, 548 farbige Abbildungen, KOENIG BOOKS, für EUR 39,80

Bis 15. November ist die Ausstellung im Museum für Moderne Kunst zu sehen.