©Michaela Schabel
Stahlobjekte in ungewöhnlich weichen Formen kontrastieren mit impulsiv wirkenden Bildern. Inwiefern sind die Künstler dieser Werke…
„True Companions“? Es ist die gemeinsame Haltung unseren Lebensstil aus extrem unterschiedlichen Positionen zu hinterfragen.Georg-Friedrich Wolf (*1962, Freiburg“ machte schon mit 13 Jahren eine Schlosserlehre. Stahl faszinierte ihn wegen seiner Robustheit, Dauerhaftigkeit und Flexibilität so sehr, dass er sich autodidaktisch die künstlerische Bearbeitung beibrachte. In einer 12 Meter hohen, 100 Jahre alten Industriehalle, dem Wolf-Werk, entwickelt und realisiert Wolf große monumentale Installationen, die auf öffentlichen Plätzen seine philosophischen, politischen und umweltbewussten Botschaften ausdrucksvoll vermitteln. „Zwischendurch muss ich etwas Schönes zum Entspannen machen“, bekennt er und diese Arbeiten zeigt er in der Ausstellung. Baustahl, die durch Wulste und Biegungen industriell wertlos sind, verwandelt er in Kunstwerke. Bei dieser Transformation gibt es nur einen Versuch. Sie gelingt nur durch materialimmanente Klugheit. Diesbezüglich ist Wolf ein vorzüglicher Experte. Die Oberflächen wirken mit Zunder und Narben wie Leder. Die Kanten, spiegelblank geschliffen, geben den Skulpturen eine ungewöhnliche Haptik und Ästhetik.

Sie wirken wie extravagante stylische Schalen, hochkant aus der Serie „Shipwreck“ wie elegante Skulpturen vor glänzendem Hintergrund oder in schmale Streifen geschnitten auf hohen, ganz dünnen Stahlzylindern befestigt wie Vögel. Damit spannt Wolf den interessanten Bogen von Umweltverschrottung und künstlerischer Revitalisierung. Ganz anders wirken seine Skulpturen aus Vollstahl. Sie vermitteln die archaische Aura indigener Figuren, machen neugierig auf Wolfs große Installationen, die in den aufliegenden Katalogen die Komplexität von Wolfs Schaffen vermitteln.
Andreas Amrhein (*1967 Marburg) präsentiert übersprudelnd narrative Bildwelten. Auf alten Radierungen malt er meist weite Landschaften in blassen Farben, überlagert sie mit abstrakten linearen, stark kontrastierenden Strukturen, zuweilen in Graffiti-Optik und lässt dann seinen spontanen Einfällen und immer wiederkehrenden Motiven freien Lauf. Comic-Figuren, Hase und Hirsch als Porzellanfiguren, Greyhoundbus und Straßenschlitten geben seinen bunten Bildwelten eine ironische Grundnote. Der Blumenkohl in der Mitte des Bildes „This is not America“. „Taming the Tiger“ mit den linmonengrünen Augen neben einem roter asiatischen Tempel ist eben nicht so einfach. Was ist Realität, was romantische Sehnsucht oder eben nur verkitschte Idylle? Die Simultaneität der Dingwelten, auch die mit Amrhein übermalten Porzellanteller provozieren zum Nachdenken. Der Betrachter kann sich seine eigene Geschichte zusammenpuzzeln oder sich einfach über die Vielfalt und künstlerische Darstellung der Motive amüsieren. Und was bedeuten die immer wieder auftauchenden Kreise mit linear abstrakter Befüllung? Sie sind reine kompositorische Elemente, damit die Dinge zusammengehalten werden.
Dass die Ausstellung gut ankommt, dokumentieren die roten Punkte.
Die Ausstellung ist noch bis zum 22. November in der Galerie Schmalfuss, in der Knesebeckstraße 11 zu sehen.