©Bernie Seales, Foto: Michaela Schabel
In den Arbeiten von neuen KünstlerInnen wird die Kluft zwischen persönlichen Erfahrungen und offiziellen Narrativen deutlich. Auch wenn Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verschwimmen, versteht jeder Betrachter sofort die Botschaften unterdrückter Menschen und die ihnen durch den Kolonialismus zugefügten Wunden. Auf großen Digitaldrucken hinterfragen Bernie Searles Stereotypen rassistischen Denkens den kolonialen Gewürzhandel in ihrer Heimat Südafrika. Wangechi Mutu zeichnet mit Tusche „The Original Nine Daughters“ in verführerischen Posen mit kritischen überzogenen Details als Ausdruck innerer Anspannung. Toyin Ojih Odutola entdeckt in der Struktur der Haut die Spuren der Vergangenheit.
©Toyin Ojih Odutola, Foto: Michaela Schabel
Der Animationsfilm von Lebohang Kganye aus Südafrika zeigt wie schnell der Identifikationswandel in der neuen Welt immer wieder zusammenbricht. Samuel Fosso aus Kamerun vermittelt durch Selbstporträts die Problematik der Identitätsfindung zwischen armseliger Obdachlosigkeit und den illusionären Lifestylebildern der Modefotografie. Abstrahiert führt er diesen Gedanken im Treppenhaus des Palais Populaire als meditative Großinstallation weiter. Aus hängenden Kristallbrocken tropft Flüssigkeit auf Schalen darunter, eine eindrucksvolle Metapher kolonialer Ausbeutung.
Im Obergeschoss präsentiert das Palais Populaire „isaac julien playtime“ mit großformatigen Screens, erstmals in Deutschland zu sehen, als Triptychon-Installation. Den vielfach geehrten britischen Künstler und Filmemacher beschäftigte fünf Jahr nach der Finanzkrise 2008 die Frage „Wie kann das Kapital visualisiert werden?“ Die Antwort ist eine 5-teilige atmosphärische Szenenfolge über verschiedene Menschen, die Isaac Julien persönlich kennt und die im Film durch intensive Recherchen bestimmte Lebensmodelle verkörpern, die sich in Landschaften und Metropolen spiegeln. Isaac Julien visualisiert nicht das Kapital, sondern wie sich die Ökonomie auf zwei Hedgefonds-Manager, einen Künstler, einen Kunsthändler, eine Journalistin, einen Auktionator und eine Hausangestellte auswirkt. Während der finanzielle Aufstieg des Künstlers durch die Finanzkrise platzt, überleben sie die Hedgefonds-Manager unbeschadet. Wenig Hoffnung bleibt auch der philippinischen Hausangestellten in Dubai, die gegen ihre extreme Einsamkeit Hilfe bei der Kirche sucht.
©Isaac Julien, Foto: Michaela Schabel
„isaac julien playtime“ ist bis 7. Juli im Berliner Palais Populaire zu sehen, „The Struggle of Memory Part 1“ bis 3. Oktober. Ab 20. Oktober folgt der zweite Teil von „The Struggle of Memory“.