Knallbunte abstrakte Gemälde des italienischen Malers Stefano Bosis treffen auf expressive Skulpturen des polnischen Bildhauers Karol Broniatowski. Galerist Georges Awad weiß, was zusammenpasst, und Catarina Kullik platziert die Arbeiten so, dass sie aus unterschiedlichen Perspektiven von „The Human Odyssey“ erzählen…
©Michaela Schabel
Die gestischen Arbeiten von Stefano Bosis knallen durch den pastosen Farbauftrag. In breiten Pinselstrichen schichtet sich an den Nahtstellen die Farbe zu haptischen Reliefstrukturen, filtern sich durch die Blau-, Sand- und Grüntöne landschaftliche Strukturen, durch die schwungvolle Dynamik figurative Elemente heraus. Mensch und Natur verschmelzen in dynamischen Strudeln, visualisieren Emotionen und energetische Explosionen. Gesichter verwandeln sich in Fratzen, andere strahlen vom Tanz euphorisiert beseelt. Landschaft leuchtet zwischen vegetativer Farbpracht und erodierten Erdstrukturen. Sehr breit und polarisierend spannt Bosis den Bogen von „The Human Odyssey“ .
Stefano Bosis (*1972, Mailand) lebt und arbeitet seit 14 Jahren in Berlin und Mailand. Er stellte in den letzten Jahren neben diesen Städten in Potsdam und Kopenhagen aus. Im chinesischen Deji Museum Nanjing findet man Bosis‘ Bilder. 2018 wurde er von der Stadt Lainate nahe Mailand ausgezeichnet.
Zu Bosis explosiven Bildern bilden die expressiven Bronzefiguren Broniatowskis einen ruhigen Kontrast. Inspiriert von der Antike bis zu Giacometti entwickelte er einen ganz besonderen Stil über das Motiv des schreitenden Menschen.
©Michaela Schabel
Broniatowskis „Schreitende“ sind zwar in Bewegung, aber seine nackten Figuren ohne Arme in weiter Schrittstellung mit wuchtigen Beinen die nahtlos in noch wuchtigere Füße übergehen, man könnte auch meinen, sie hätten weite Hosen und klobige Schuhe an, wirken stark geerdet. Nichts kann sie aus der Balance bringen. Zu dritt gruppiert, jede mit einer anderen Patina erzählen sie von Integration und Diskriminierung, Mit- und Gegeneinander, im heutigen Kontext lesbar als Metaphern multikulturellen Zusammenlebens der damit verbundenen „Human Odyssey“.
Karol Broniatowski (*1945 in Łódź), lebt und arbeitet in Berlin. Bekannt wurde er durch seine großformatigen Plastiken im öffentlichen Raum, die man allein in Berlin an sechs Standorten sehen kann, beispielsweise den Brunnen am Franz-Neumann-Platz (Berlin-Reinickendorf) oder das Mahnmal für deportierte Juden Berlins (Bahnhof Grunewald, Berlin). Broniatowskis Arbeiten finden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen.
Die Ausstellung „The Human Odyssey“ ist in der Berliner Galerie Grolman noch bis 15. September zu sehen.