©Susan Meiselas
Susan Meiselas begnügt sich nicht damit Situationen zu fotografieren. Sie interessiert sich dafür, was die Fotografierten denken, fühlen, sagen. Sie recherchiert hinter den Kulissen, interviewt die Menschen, macht Videos und Notizen. Durch diesen kollaborativ-partizipierenden Ansatz, entwickeln ihre Fotografien mehr als eine Wahrheit. Sie erzählen von den Abgründen, gesellschaftlichen Zwängen immer mit viel Verständnis, warum was passiert, weshalb Susan Meiselas als Wegbereiterin für sorgfältig recherchierte politische Fotografie gilt.
Anhand ihrer wichtigsten essayistischen Fotoserien zeichnet die Ausstellung „Susan Meiselas. Mediations“ anhand von rund 250 Bildern chronologisch den Werdegang dieser bedeutsamen Magnum-Fotografin nach, die den richtigen Moment schon am Anfang ihrer Karriere einzufangen wusste…
©Susan Meiselas
… aber sich immer mehr für die Gewalt in Gesellschaft und politischen Systemen interessierte. In ihren Serien „44 Irving Street“ (1971) und „Porch Portraits“ (1974) untersucht sie beispielsweise die unterschiedlichen Lebensbedingungen innerhalb der USA, in denen Träume schnell, bewusst überblendet, wie Kaugummiblasen zerplatzen.
©Susan Meiselas
Bedrückend schildert sie in der Fotoserie „Carnival Strippers“ (1972-1975) das Milieu der Striptease-Tänzerinnen, wobei der voyeuristische Blick der Männer fixiert auf das Extrovertierte der Tänzerinnen die klassische Rollenverteilung von Dominanz und Unterdrückung und Ausbeutung spiegelt. Susan Meiselas fokussiert dabei weniger auf die erotischen Reize als auf den Alltag der Tänzerinnen. Der dunkle Eingang zum Jahrmarktzelt signalisiert weit mehr als nackte Haut.
©Susan Meisela
Susan Meiselas bleibt über Jahre hinweg mit den Menschen, die sie fotografierte in Kontakt. Eines ihrer umfangreichsten Projekte sind die Recherchen über den Leidensweg der Kurden. Sie fotografierte deren alte Fotografien ab, collagierte sie mit Sound- und Text zu Videos und zeigt dabei nicht nur die inhaltlichen Zusammenhänge, sondern auch den fotografischen Umgang mit Archivmaterial, Zeugenaussagen und Rezeption dieser Problematik. „Die Ausgrabung dieser Gräber veranlasste mich, jahrelang weiterzuforschen.“ Mehr als 100000 Kurden verschwanden spurlos. 180000 Kurden flohen 1991 in den Nordirak.
©Susan Meiselas
Dabei begann sie sich als Teil dieser Geschichte der Bildmacher, Seite an Seite mit den Missionaren, Militäroffizieren und Kolonialverwaltern zu fühlen, aber eben nicht dominierend und manipulierend, sondern aufklärend und Anteil nehmend.
Die Ausstellung „Susan Meiselas. Mediations“ ist noch bis zum 9. September 2022 im Berliner C/O zu sehen.