Berlin – „Ruth Walz – Theaterfotografie“ im Museum für Fotografie

Ausstellung "Ruth Walz-Theaterfotografie" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Allein 14 Jahre lang, von 1976 bis 1990 fotografierte, Ruth Walz die Inszenierungen von Peter Stein, Klaus-Michael Grüber, Luc Bondy und Robert Wilson an der Berliner Schaubühne. Es folgten weitere hochkarätige Aufträge von den großen Theaterhäusern und Opernbühnen in Europa. Über die Arbeit entstanden Freundschaften zu Dmitri Tcherniakov, Romeo Castellucci und Krzysztof Warlikowski.

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„Winterreise“ im Berliner Olympiastadion, Schaubühne Berlin 1977©Ruth Walz

Pierre Audi gesteht im Film „Gesprächsfetzen“ zur Ausstellung, „wenn ich ihre Fotos bei den Proben gesehen hatte, wusste ich, was es noch zu proben gab“ oder auch „dass ich auf dem rechten Weg war“. Ähnlich erging es Robert Wilson. „Ich lernte durch ihre Fotos, wie etwas zu verbessern war“.

Durch die Fotografien von Ruth Walz bleiben die großen Inszenierungen expressiv in Erinnerung. Entsprechend setzt die Ausstellung Schwerpunkte. Es ist eine Hommage an  außergewöhnliche Regisseure, aber auch an die großen Dichter und Komponisten und ihre Werke, allen voran Shakespeare, Goethes Faust, in vielen Variationen Botho Strauß.

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„Viol“ (Schändung), Botho Strauß, Theatre de l’Ordéon Paris, 2005@Ruth Walz

Richard Wagners „Tristan und Isolde“ von Pierre Audi bringt über eine wandgroße Fototapete Opernaura in die Ausstellung. „Parsifal“ ist durch unterschiedliche Inszenierungen präsent, ein Bühnenbild faszinierender als das andere. 

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„Parsifal“-Inszenierungen von Pierre Audi, Amsterdam 2021, Pierre Audi, München 2018, Dmitri Tchernikov, Berlin 2015, Krzysztof Warlikowski, Paris 2008, Pierre Audi, München 2018, Krzysztof Warlikowski Paris 2008©Ruth Walz

Ruth Walz weiß einfach, worauf es ankommt. „Kairos“, im richtigen Moment, fotografiert sie, in der größten Expression die SchauspielerInnen, in den besten Perspektiven, in raffinierten Synergieeffekten Bühnenbild, Kostüme, Licht oder je nach Regiestil in reduzierter Schlichtheit.

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„Fin de Partie von György Kurtag“, Pierre Audi, Mailand 2018©Ruth Walz

Die Ausstellung zeigt auch Fotografien der RegisseurInnen und ihres Lebensgefährten, des Schauspielers Bruno Ganz, der 2019 verstarb. Vor Ruth Walz Fotografien zu verweilen ist ein Hochgenuss. Man freut sich über das, was man kennt und würde vieles noch kennenlernen wollen. 

Ein „Rückblick auf die 1920er Jahre“ im Kaisersaal wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich, weitet aber die Thematik auf die Berliner Theatersituation als Amüsierbühnen und ihr ständiges Auf und Ab in Zeiten der Wirtschaftskrise und des nationalsozialistischen Machtzuwachses.

Die Ausstellung „Ruth Walz – Theaterfotografie“ ist im Museum für Fotografie noch bis 13. Februar 2022 zu sehen.