©Michaela Schabel
Was Warhol, Lichtenstein und Co. vereint, ist der kreative Einsatz der Druckgraphik. Durch das Druckverfahren wurde es möglich Pop Art einem größeren Publikum jenseits des elitären Kunstmarktes zu vermitteln.
Kein anderer steht mehr für Pop Art als Andy Warhol. Er begann in den 1950er Jahren seine Karriere als Werbedesigner in New York, illustrierte Bücher, designte Modewerbung, wobei er mit blotted lines, abgetupften Linien, ein Reproduktionsverfahren entwickelte, das bereits auf seine späteren Siebdrucke verweist.
Andy Warhol machte Campbell´s Suppenbüchsen durch seine Bild- und Siebdruckserien zum Markenzeichen der Pop Art, wodurch die in die Jahre gekommene Firma ein Revival erlebte. Mit einem „Souper Dress“, ein Minikleid aus Papiervlies als Werbeartikel, huldigte die Firma umgekehrt dem Warhol-Stil.
Die Siebdruckporträts von Marilyn Monroe wurden zu Andy Warhols Markenzeichen, aber erst in Serie, zehn Siebdrucke von „Marilyn“ sind ausgestellt, wird Warhols bissige Satire der Werbeindustrie deutlich. Durch die Farbgebung verwandelt sie sich vom verführerischen Vamp in eine plakative Maske.
Andy Warhol@Michaela Schabel
Seltener zu sehen ist das Doppelporträt von Jacqueline Kennedy, nicht wie üblich fotogen lächelnd, sondern mit nachdenklicher Miene. Roy Lichtenstein machte Comics als Facette der Pop Art salonfähig.
Er verband die Punkteraster, wie sie beim Zeitungsdruck verwendet werden, um farbliche Schattierungen zu erzielen, mit schwarzen Umrisslinien und füllte sie mit Farben, ein Verfahren, womit er auch andere kulturelle Werke beispielsweise Kathedralen stilistisch verwandelte.
„Vielfalt“ weitet Pop Art auf die Auftragsarbeiten durch die Werbung insbesondere des Tabakkonzerns Philip Morris, wobei neben Peter Philipps, Jim Dine und John Wesley einen eigenen Stil kreierten und Mel Ramos durch erotisierte Werbebilder für Furore sorgte.
Mel Ramos©Michaela Schabel
„Frauen“ wurden auf erotisierende Motive männlicher Projektionen reduziert und „Female Pop“ ist nur mit einer Frau, Ulrike Ottinger vertreten. „Skulpturen“ lässt Erwartungen offen. Die Arbeiten des bekanntesten Pop Art Bildhauers Claes Oldenburg, der mit seinen „Soft Sculptures“, den Vergrößerungen trivialer Gegenstände Aufsehen erregte, werden nur über Skizzen, die als erste Entwürfe für seine monumentalen Skulpturen im Außenraum fungierten, vorstellbar.
Durch Reduktion von Formen und Farben kreierten etliche Künstler der Pop Art einen abstrakt flächigen Stil mit Parallelen zur damaligen amerikanischen Hard-Edge-Malerei und der aufkommenden Minimal Art. Die Exponate geben einen Eindruck von Gerald Laings rein abstrakten Form-Farb-Flächen und Robert Indianas prägnanten Text-Bildern bis zu D`Arcangelos und Ruschas Reduktionen von Landschaft, Architektur und Highways.
Wie „Werbung und Krieg“ ineinandergreifen, präsentiert James Rosenquist in seinem extrem langem Gemälde „F-111“, eines der interessantesten Bilder der Ausstellung. Bezugnehmend auf den US-Bomber zielen die Bildmotive auf die Schattenseiten des American Way of Life auf die extreme Konsumwelt inklusive der Zeitschriftenwerbung und die hochexplosive Außenpolitik im Vietnamkrieg.
Ein kleiner Ausblick auf Pop Art im westlichen Europa bildet den Abschluss, darunter Arbeiten von Maria Lassnig und Ulrike Ottinger, die den eigenen Körper, das Narrative und Politische miteinbringen. Ob nun die deutsche Version der Pop Art, von Sigmar Polke und KP Brehmer 1963 als „Kapitalistischer Realismus“ proklamiert, die spanische Version von Equipo Crónica oder die zeitgenössische Foto-Adaption von SUSI POP, der Siebdruck bleibt das grundlegende Ausdrucksmittel der Pop Art.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Kerber Verlag, Bielefeld. „Pop on Paper“ ist im Berliner Kulturforum noch bis 16. August zu sehen.