©„Anatomie der Ekstase“, Robert Weber, „Spin“, Trak Wendisch, Foto: Michaela Schabel
Auf Blattgold gemalt kommen im Grunde nur die Farben Rot und Blau zur Wirkung. Aus Respekt vor der heiligen Maria, meist in Blau gemalt, wählt Robert Weber Rottöne auf Blattgold und fokussiert trotz absolut abstrakter, diffuser Farbflächen, getitelt als Variationen der „Anatomie der Ekstase“ auf Erotik pur, die auch in Jürgen Jansens kugelförmigen Verdichtungen in unterschiedlichsten Rotnuancen spürbar wird. Zwischen „Delirium“ und „Zerbrochenem Weltbild“, Lust und Untergang spannt Jürgen Durner den narrativen Bogen seiner halluzinatorisch farbirrlichternden Spiegelungen der Nacht. Dazu kontrastiert hervorragend Hans-Hendrik Grimmlings großformatige „Unschuld“. Hinter weißen, sich mehrfach überlagernden, makroskopischen Streifenstrukturen schimmert das Leben in dunklen Farbakzenten durch, ohne dass es greifbar und bestimmbar wird.
©„Unschuld“,Hans-Hendrik Grimmling, Foto: Michaela Schabel
Hannah Bechers Arbeiten lassen dagegen durch verheißungsvolle, wild verschlungene Gitterstrukturen direkt in ein durchpulst leuchtendes „Liebesversteck“ blicken. Ihre Bilder in zarten Farbtönen zaubern japanische Blütenatmosphäre und weiten sie durch unterlegte Kugelstrukturen zu globalen hoffnungsvollen Botschaften.
Die Natur leuchtet in etlichen Bildern trotz aller Abstraktion als zweiter Schwerpunkt auf. Annelen Käferstein lässt in ihren türkis-gelben Farbexplosionen sommerliche Naturstimmungen assoziieren. Bernd Schwarting verwandelt Blumen farbsymbolisch in Sinnbilder für Leidenschaft und Lebensfreude.
Ganz anders arbeitet Martin Wehmer. Seine übereinander gelegten geometrischen, linear begrenzten, Raum erzeugenden Farbflächen entpuppen sich beim Nähertreten als raffinierte Kombination von Farbhintergrund und eingefärbten Canvas-Stoffen. Um die Ästhetik von Martina Zieglers glatt designed wirkenden „Abstract Portraits“ zu verstehen, muss man wissen, dass sie zuerst Ölbilder malt, die sie dann fotografiert und digital verfremdet, wobei virtuelle Visionen gedanklicher Vorstellungen entstehen, die wie Vexierbilder wirken.
© „Vessel“ Simon Mühlhofer, „Abstract Portraits“ Martina Ziegler, Foto: Michaela Schabel
Der Weg von traditionellem Kunstschaffen in digitale Verfahren zeigt sich in dieser Ausstellung vor allem in den Skulpturen, von Trak Wendischs Entwicklung der „Spins“ in immer mächtigerem Umfang über die frech fröhlichen, knallbunt gelackten Mixed Media „Implosionen“ bis zu Peter Simon Mühlhäußers digital modulierten figuralen Objekten.
Die Ausstellung „Entdecken und erinnern“ in der Berliner Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 96, ist vom 11.02. bis 11.03. montags bis samstags von 10 – 18 Uhr zu sehen.